Predigt

Ostern - Auf sein Wort hin

Das Wort schenkt deutend Gewissheit in all den Mehrdeutigkeiten

PredigttextJohannes 20,11-18 (mit Hinführung zum Predigttext)
Kirche / Ort:Trinitatiskirche Aue / Karlsruhe-Durlach
Datum:21.04.2019
Kirchenjahr:Ostersonntag
Autor:Pfarrerin Kira Busch-Wagner

Predigttext: Evangelium nach Johannes 20, 11-18 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab hinein

12 und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte.

13 Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

14 Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist.

15 Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir: Wo hast du ihn hingelegt? Dann will ich ihn holen.

16 Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!

17 Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.

18 Maria Magdalena geht und verkündigt den Jüngern: »Ich habe den Herrn gesehen«, und was er zu ihr gesagt habe.

Hinführung zum Predigttext

Eine eigentümliche Folge von immer neuen Blicken und immer neuen Redebeiträgen prägen die Perikope. Noch auffälliger wird das, wenn man die Zeilen zuvor (VV 1-10) mitbetrachtet. Was nehmen die Jünger nicht alles in Augenschein! Wie einen Tatort inspizieren sie das Grab ganz entsprechend der These, es könnte sich um einen Fall von Leichenschändung und Leichenraub handeln. Vermerken und verorten Fundgegenstände, ohne dass es ihnen oder Maria hilft. Das Sehen hat biblisch keinen allzu guten Leumund.

„Meine Augen sehen stets auf den Herrn“, muss der Psalmbeter eigens unterstreichen. Nicht zu „übersehen, dass vor allem in der Weisheitsliteratur die Augen immer eine negative Rolle spielen – als Sitz der Gefühle wie Begehren, Lüsternheit, Hochmut und anderer schlechter Regungen“ – so Motosuke Ogushi in seinem Aufsatz „Ist nur das Herz die Mitte des Menschen?“S. 43 (in: Frank Crüsemann, Christof Hardmeier und Rainer Kessler (Hg.): Was ist der Mensch …? Beiträge zur Anthropologie des Alten Testaments. Hans Walter Wolff zum 80. Geburtstag. München 1992, S.42-47). Und auch Dietrich Neuhaus resümiert in einer Auseinandersetzung mit Eugen zur Frage des Gottesoffenbarung im Traum (Hiob 33,14) „Das Besondere dieser Verse liegt doch darin, dass Wörter aus dem Wortfeld von ‚Auge‘, ‚Bild‘ und ‚Sehen‘, wenn sie denn – selten genug im Alten Testament – überhaupt mit Gott in Verbindung gebracht werden, durch Wörter aus dem Wortfeld ‚Hören‘, ‚Ohr‘, ‚Sprechen‘ korrigiert und interpretiert werden.“ (S. 94; aus: Der Schatten der Bilder. Versuch eines Protestanten, den Bildern ins Wort zu fallen. In: Einwürfe 4. Welch ein Mensch. Hgg von Friedrich-Wilhelm Marquardt, Dieter Schellong, Michael Weinrich und dem Chr. Kaiser Verlag, München 1987. S. 79-114).

Die vielen Blicke ins Grab, zu den Engeln und zu dem vermeintlichen Gärtner und das, was sie wahrnehmen, können durch Jesu Wort und Auftrag eine Deutung finden. Erst durch Interpretation lassen die Spuren im Grab sich richtig verstehen. Maria Magdalena wird – an dieser Stelle anders als die Jünger – zu einer Zeugin des Wortes. Nicht mit dem allerbesten Leumund ausgestattet – schließlich sieht der Mensch, was vor Augen ist. Aufs Ganze gesehen gerade darum vertrauenswürdig – wer hätte sich eine solche Zeugin ausdenken wollen. Sie wird zu einer Seelsorgerin an der nachösterlich hörenden Gemeinde, für die gilt: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben (V 29). Wie die Emmausjünger sozusagen im Sakrament ihre Ostererfahrung machen, so Maria im Wort. Die Evangelien legen uns eine ganze Sammlungunterschiedlichster Werkzeuge hin, auf dass wir uns Ostern erschließen.

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