Predigt

Pfingsten – „Geist der Welt“ und „Gottes Geist“

Gottes Geist - damit unser Leben sich verändern kann

Predigttext1. Korinther 2,12-16 (mit Einführung)
Kirche / Ort:78727 Oberndorf
Datum:28.05.2023
Kirchenjahr:Pfingstsonntag
Autor:Dekanin Pfarrerin Dr. Marlene Schwöbel-Hug

Predigttext: 1. Korinher 2,12-16 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

12 Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist. 13 Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen. 14 Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich beurteilt werden. 15 Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und wird doch selber von niemandem beurteilt. 16 Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer will ihn unterweisen« ? Wir aber haben Christi Sinn.

Exegetische und homiletische Gedanken zum Predigttext

In Korinth wird gestritten. Paulus ist nicht mehr in der Stadt, er hatte die christliche Gemeinde um das Jahr 50 n. Chr. gegründet. Bald nach seinem Weggang entstehen „Parteien“ in Korinth, die sich den unterschiedlichsten Aposteln, Missionaren oder Strömungen verpflichtet fühlen. Die christlichen Gruppen streiten sich über alle möglichen Glaubens- und Lebensfragen: über die Taufe, das Abendmahl, über den Umgang mit Frauen und die Anerkennung von Frauen in der Gemeinde, über einen christlichen Lebenswandel und, wie im Kapitel 2, über die Weisheit oder Torheit der Botschaft vom Kreuz. Es gibt einen Zweig in der korinthischen Gemeinde, der sich durch den vermeintlichen Schatz von Geistesgaben über den weniger gebildeten Menschen der Gemeinde stehend sieht. Gedankengut der Gnosis und der griechischen Mysterienkulte nehmen diese Intellektuellen in ihren Glauben auf und meinen, dass sie als geistbegabte Christen losgelöst von Regeln der Gesellschaft und der Gemeinde leben können. Die Welt an sich spielt für sie keine Rolle mehr. Gottes Geist vermischt sich in ihrer Vorstellung mit ihrem Verstand. Sie sind Gott ganz nahe, schon auf der Erde heben sie sich ab von Menschen mit Zweifeln oder Ängsten. Gegen diese Arroganz zieht Paulus in seinem Brief, den er um das Jahr 54/55 n. Chr. schreibt, zu Felde. Es wird deutlich, dass die Pneumatiker herabsehen auf die einfachen und schlichten Menschen in der Gemeinde. Paulus setzt dagegen, dass der Geist Gottes ein Geschenk ist, das eine Hilfe für ein Leben als Christ in der Welt anbietet. Die intellektuellen Höhenfahrten der Pneumatiker bringt er auf den Boden zurück. Menschen können sich nicht in Gott hineinversetzen, Gott hat seinen Geist geschenkt, unabhängig von den intellektuellen Fähigkeiten der Menschen oder sozialem Stand. Dieser Geist weist immer auf Christus hin und er schenkt Glauben, Leben, Veränderung, Verkehrung von Verhältnissen.Der Geist Gottes ist nicht wie eine mathematische Formel beweisbar oder mit griechischer Philosophie verstehbar. Er weist über intellektuelle Dimensionen hinaus, in „Intuitionen, Ahnungen, Bilder und Visionen“ (Predigtstudien IV, 2, S. S.80). Pfingsten als das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes ist inhaltlich schwer zu fassen. Vielen Menschen in und außerhalb der Kirche ist nicht klar, was Geist Gottes eigentlich ist, was sein Thema ist. Es soll deutlich werden, dass das Thema des Heiligen Geistes ist, auf die Mitte des Glaubens hinzuweisen, auf Jesus Christus, der Menschen öffnet für Gott und für andere Menschen, für das „Du“. Somit bietet Pfingsten eine Buchstabierungshilfe für Spiritualität und Frömmigkeit des christlichen Glaubens.

Literatur: Philipp Viellhauer, Geschichte der urchristlichen Literatur: Einleitung in das Neue Testament, die Apokryphen und die Apostolischen Väter. Walter de Gruyter, Berlin 1975, S. 126-142.- Predigtstudien IV, 2 für das Kirchenjahr 1988, hrg. Von Peter Krusche, Dietrich Rössler und Roman Rössler, Stuttgart 1988, S. 79-89.

Lieder:

„O Heiliger Geist, o Heiliger Gott“ (EG 131) „Eine freudige Nachricht breitet sich aus“ (EG 649)

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Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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Heinz Janssen
Heidelberger Predigt-Forum