Schmerzlicher Verlust
Nichts ist mehr wie bisher
Predigttext | Lukas 7,11-17 |
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Kirche / Ort: | 26721 Emden / Ostfriesland |
Datum: | 15.09.2013 |
Kirchenjahr: | 16. Sonntag nach Trinitatis |
Autor: | Dipl.-Theol. Pfarrerin Christiane Borchers |
Predigttext: Lukas 7,11-17 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
11 Und es begab sich danach, daß er in eine Stadt mit Namen Nain ging; und seine Jünger gingen mit ihm und eine große Menge. 12 Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, der der einzige Sohn seiner Mutter war, und sie war eine Witwe; und eine große Menge aus der Stadt ging mit ihr. 13 Und als sie der Herr sah, jammerte sie ihn, und er sprach zu ihr: Weine nicht! 14 Und trat hinzu und berührte den Sarg, und die Träger blieben stehen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, steh auf! 15 Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden, und Jesus gab ihn seiner Mutter. 16 Und Furcht ergriff sie alle, und sie priesen Gott und sprachen: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und: Gott hat sein Volk besucht. 17 Und diese Kunde von ihm erscholl in ganz Judäa und im ganzen umliegenden Land.
Homiletische und exegetische Vorüberlegungen
Die Stadt Nain kommt nur hier in der Bibel vor. Nain liegt in der Nähe von Schunem, nicht weit von Nazareth. Mit Schunem ist eine Parallele zu der Totenauferweckung des Sohnes der Schunemiterin gezogen, die der Prophet Elisa vollbringt (2. Kön. 4,32-37). Wichtiger ist die Lokalisierung der Auferweckung am Stadttor. Am Stadttor wird Recht gesprochen. Es wird wahrscheinlich eine Erzählung folgen, in der Menschen zu ihrem Recht kommen. Die Geschichte von der Totenauferweckung ist keine Sensationsgeschichte, sondern sie bezeugt Jesu vollmächtiges Handeln. Mit Jesus bricht die Gottesherrschaft an. Die Totenauferweckung ist ein Zeichen, dass es beim Tod nicht bleiben wird; dass das Leben den Tod letztlich überwindet. Leben wird beiden zugedacht: dem Sohn und der Mutter.
Gottes Erbarmen steht im Mittelpunkt. Es geht nicht um eine individualistische Deutung: dieser Mutter, diesem Sohn wird Leben geschenkt. Es geht um Gottes heilsgeschichtliches Handeln. Die Weihnachtsbotschaft leuchtet auf: Gott hat sein Volk besucht. Jesus sieht die Not; er verheißt denen die Seligkeit, die Leid tragen, die nach der Gerechtigkeit dürsten, die Barmherzigkeit üben. Furcht ergreift die Menge als sie die Auferweckung mit erleben. Gottes Eingreifen löst Angst aus, wandelt sich aber in große Freude. Die Menge preist Gott für den großen Propheten, der unter ihnen aufgestanden ist.
Der 16. Sonntag nach Trinitatis liegt Ostern gegenüber. Er thematisiert den Themenkomplex Tod und Auferstehung. Der Wochenspruch aus 2. Tim 1,10 wird am Grab gesprochen. Die ersttestamentliche Lesung Klagelieder 3,22 verweist auf die Barmherzigkeit Gottes, die dem heilsgeschichtlichen Handeln vorausgeht.