Predigt

Seelische Hygiene

Herunter vom hohen Ross des eigenen Rechthabens

Predigttext1. Johannes 1,5-2,6
Kirche / Ort:09322 Penig
Datum:24.06.2012
Kirchenjahr:3. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrerin I. R. Ursula Bürger

Predigttext: 1. Johannes 1,5 - 2,6 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

5 Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. 6 Wenn wir sagen, daß wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. 7 Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. 8 Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. 9 Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. 10 Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

2,1 Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. 2 Und er ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. 3 Und daran merken wir, daß wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten. 4 Wer sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht. 5 Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, daß wir in ihm sind. 6 Wer sagt, daß er in ihm bleibt, der soll auch leben, wie er gelebt hat.

Exegetische und homiletische Hinweise zum Predigttext

Die Johannesbriefe sind anonyme Schreiben, deren Autoren gnostische Begrifflichkeiten und Gegensatzpaare verwenden wie Licht-Finsternis, Wahrheit-Lüge, die den Lesern bekannt sind und bestimmte Assoziationen wecken. Der Verfasser des 1.Johbr gehört offenbar der johanneischen Schule an, will diese Tradition „verkirchlichen“, bestehende Gemeinden stärken und zum Bleiben in der christlichen Gemeinde und zur Gemeinschaft mit den anderen Gläubigen ermuntern. Dabei liegt die Betonung auf der Menschwerdung Christi, des Gottessohnes. Wie sieht das Leben im Licht aus? Es hat offenbar Christen gegeben, denen das dargelegt und erklärt werden musste.Leben im Licht heißt: Zu behaupten, Gemeinschaft mit Gott zu haben, aber in der Finsternis zu wandeln, das gehtnicht. Gemeinschaft untereinander und das feste Zutrauen, dass das Blut des Gottessohnes Jesus Christus uns rein macht. Gemeinschaft untereinander und das feste Zutrauen, dass das Blut des Gottessohnes Jesus Christus uns rein macht. Niemand soll sagen, er habe keine Sünde, weil das Selbstbetrug ist. Die Anerkenntnis der Sündhaftigkeit ist Vorraussetzung der Vergebung Gottes. V. 10 sagt nochmals: Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, machen wir Gott zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. Der erste Schritt zum „Leben im Licht“ ist also das Anerkennen des eigenenSündenverhaftetseins. Gnostisch ist die Behauptung, einen Zustand der Sündlosigkeit erreichen zu können. Es gibt bis heute Meinungen, Anschauungen, Gruppen, Sekten, die behaupten, Wege dahin zu wissen und diesen Zustand erreichen zu können. Das ist mit enormen Anstrengungen verbunden und wohl aus der Angst geboren, verlorengehen zu können. Demgegenüber steht das tapfere Erkennen, dass alles im Leben zur Sünde werden kann und eben das Verhaftetsein in der Sünde bedeutet.

Martin Luthers „pecca fortiter“ meint aber nicht "alles eh wurscht“, sondern ermutigt auf das umso festere Zutrauen auf Christus, der uns versöhnt, wieder zu Gottes Kindern macht. Mit diesem neugeschenkten Leben können wir tapfer unseren Weg gehen. Der „Mut zum Sein“ (Paul Tillich) speist sich aus dieser Quelle. Wir können das Leben anpacken, auch im oder trotz des Wissens, dass alles im Leben zweideutig ist und erst im Licht Gottes eindeutig wird, unser Leben zu einem Einklang mit uns selbst, mit Gott und den Mitmenschen kommt. Der „rechte“ Glaube erweist sich darin, dass der Gläubige in der Gemeinde bleibt.

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Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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Heinz Janssen
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