Predigt

Sichtweisen

Solange Gott uns ansieht, haben wir die Chancen für ein Leben in Liebe, Gerechigkeit und Frieden

PredigttextEpheser 5,1-9
Kirche / Ort:26721 Emden
Datum:28.02.2016
Kirchenjahr:Okuli (3. Sonntag der Passionszeit)
Autor:Dipl.-Theol. Pfarrerin Christiane Borchers

Predigttext: Epheser 5,1-9 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagung. Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes. Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. Darum seid nicht ihre Mitgenossen. Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Exegetische und homiletische Vorüberlegungen

Der Epheserbrief ist höchstwahrscheinlich nicht von Paulus geschrieben, aber er atmet paulinische Theologie. Die Adressaten sind Heidenchristen. In Ephesus hat der christliche Glaube eine große Konkurrenz: Die von der ganzen Welt (Mittelmeer) verehrte Artemis hat hier ihr zentrales Heiligtum. Heidenchristen stehen in Gefahr, wieder zurückzufallen in ihren Glauben an die große Göttin, die als Mutter allen Lebens verehrt wird. Ein großer Kult rankt sich um die Artemis, dem das noch junge Christentum kaum etwas Vergleichbares entgegenzusetzen hat.

Der Verfasser erinnert die Heidenchristen an ihr neues Fundament, das sie jetzt haben: Gott und Christus. Sie sind geheiligt. Als Geheiligte Gottes und Christi halten sie sich fern von anderer Gottesverehrung, die als Götzendienst bezeichnet wird. Sie halten sich auch fern von jeglicher Unzucht, Unreinheit und Habgier, Verhaltensweisen, die mit dem Kult der Artemis in Verbindung gebracht werden. Götzendienst thematisiere ich nicht, das wäre eine eigene Predigt. Ich konzentriere mich auf Verhaltensweisen, die sich aus dem christlichen Glauben ergeben und die sich nahtlos auf die Gegenwart übertragen lassen.

Die Perikope lässt sich in drei Abschnitte einteilen: Die V 1-2 erinnern an Gottes bzw. Christi Liebe und fordern ebenfall s auf, in der Liebe zu leben. In den Versen 3-7 folgt ein Lasterkatalog. Es werden Verhaltensweisen aufgelistet, die Christinnen und Christen sich nicht zu Eigen machen sollten. Christinnen und Christen entspricht vielmehr Danksagung. Die Verse 8 und 9 erinnern noch einmal an die frohe Botschaft: „Ihr seid Licht“, woraus sich naturgemäß die Folge ergibt, auch als Kinder des Lichts zu leben. V 9 konkretisiert, was Licht sein kann: nämlich Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.

„Folgt nun Gottes Beispiel…“, so beginnt die Perikope. Die Luther-Übersetzung ist etwas abgeschwächt. „Werdet Nachahmer Gottes“ wäre die genaue Übersetzung. Die Einheitsübersetzung trifft den ursprünglichen Sinn, wenn sie übersetzt: „Ahmt Gott nach". Der dritte Sonntag der Passionszeit trägt den Namen Okuli. Okuli nostri ad Dominum Deum: Unsere Augen sehen auf den Herrn. Die Augen auf Gott zu richten, führt weg von menschlichem Versagen, hin zu Gottes Liebe und Güte. Gottes Liebe und Güte Gottes lassen unsere Augen auf den Nächsten blicken. Unsere Augen sehen auf Gott und Gottes Augen sehen auf uns. Als von Gott Angesehene erhalten wir unsere Würde. Solange Gott uns ansieht, sind wir nicht verloren.

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