Predigt

Sie hat ihre Stimme wieder

Aufgerichtet werden – neu geschenktes Leben

PredigttextLukas 13,10-17 (mit griechischem Text und Einführung)
Kirche / Ort:Aachen
Datum:18.08.2024
Kirchenjahr:12. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrer Manfred Wussow

Predigttext: Lukas 13,10-17 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

10 Und er lehrte in einer Synagoge am Sabbat. 11Und siehe, eine Frau war da, die hatte seit achtzehn Jahren einen Geist, der sie krank machte; und sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten. 12Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: Frau, du bist erlöst von deiner Krankheit! 13Und legte die Hände auf sie; und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott.

14 Da antwortete der Vorsteher der Synagoge, denn er war unwillig, dass Jesus am Sabbat heilte, und sprach zu dem Volk: Es sind sechs Tage, an denen man arbeiten soll; an denen kommt und lasst euch heilen, aber nicht am Sabbattag. 15 Da antwortete ihm der Herr und sprach: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? 16 Musste dann nicht diese, die doch eine Tochter Abrahams ist, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hatte, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden? 17 Und als er das sagte, schämten sich alle, die gegen ihn waren. Und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch ihn geschahen.

Lukas) 13,10-17 (NA 28)

10 Ἦν δὲ διδάσκων ἐν μιᾷ τῶν συναγωγῶν ἐν τοῖς σάββασιν.  11 καὶ ἰδοὺ γυνὴ πνεῦμα ἔχουσα ἀσθενείας [ein Geist einer Schwäche] ἔτη δεκαοκτὼ καὶ ἦν συγκύπτουσα καὶ μὴ δυναμένη ἀνακύψαι εἰς τὸ παντελές.  12 ἰδὼν δὲ αὐτὴν ὁ Ἰησοῦς προσεφώνησεν καὶ εἶπεν αὐτῇ· γύναι, ἀπολέλυσαι τῆς ἀσθενείας σου, [du bist ge-/erlöst, befreit worden von deiner Schwäche]  13 καὶ ἐπέθηκεν αὐτῇ τὰς χεῖρας· καὶ παραχρῆμα ἀνωρθώθη [sie wurde wieder aufgerichtet/gerade] καὶ ἐδόξαζεν τὸν θεόν.  14 Ἀποκριθεὶς δὲ ὁ ἀρχισυνάγωγος, ἀγανακτῶν ὅτι τῷ σαββάτῳ ἐθεράπευσεν ὁ Ἰησοῦς, ἔλεγεν τῷ ὄχλῳ ὅτι ἓξ ἡμέραιεἰσὶν ἐν αἷς δεῖ ἐργάζεσθαι· ἐν αὐταῖς οὖν ἐρχόμενοι θεραπεύεσθε καὶ μὴ τῇ ἡμέρᾳ τοῦ σαββάτου.  15 ἀπεκρίθη δὲ αὐτῷ ὁ κύριος καὶ εἶπεν· ὑποκριταί, ἕκαστος ὑμῶν τῷ σαββάτῳ οὐ λύει [er löst, vgl. V. 12] τὸν βοῦν αὐτοῦ ἢ τὸν ὄνον ἀπὸ τῆς φάτνης καὶ ἀπαγαγὼν ποτίζει;  16 ταύτην δὲ θυγατέρα Ἀβραὰμ οὖσαν, ἣν ἔδησεν ὁ σατανᾶς ἰδοὺ δέκα καὶ ὀκτὼ ἔτη, οὐκ ἔδει λυθῆναι ἀπὸ τοῦ δεσμοῦ τούτου τῇ ἡμέρᾳ τοῦ σαββάτου;  17 καὶ ταῦτα λέγοντος αὐτοῦ κατῃσχύνοντο πάντες οἱ ἀντικείμενοι αὐτῷ, καὶ πᾶς ὁ ὄχλος ἔχαιρεν ἐπὶ πᾶσιν τοῖς ἐνδόξοις τοῖς γινομένοις ὑπ᾽ αὐτοῦ.

Vorüberlegungen zum Predigttext

Exegetisch-homiletisch möchte ich nur auf

https://www.die-bibel.de/ressourcen/efp/reihe6/12-nach-trinitatis-lukas-13

verweisen. Die dort vorgestellte Aktualisierung überzeugt mich aber nicht. Wichtig ist die Verbindung von Wunder und Streitgespräch.

Lk. 13,10-17 ist Teil des lukanischen „Reiseberichts“: Lk. 9,51: „Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass er hinweggenommen werden sollte – da wandte er sein Angesicht, stracks (!) nach Jerusalem zu wandern.“

Jesus lehrte in „einer“ Synagoge – ein Ort auf seinem Weg wird nicht genannt.Es ist irgendeine Synagoge. Sie kann überall sein. Nicht zufällig: Es ist der letzte Synagogenbesuch Jesu. Andere Orte und Gelegenheiten kristallisieren sich auf dem Weg heraus für seine Reden, Gleichnisse und Begegnungen. Lk.4,16ff. erzählt von der „Antrittspredigt“ Jesu in Nazareth und stellt einen Anfang dar. Unser Predigttext stellt so etwas wie einen Zielpunkt dar, das „andere“ Ende, eine Aktualisierung des „Gnadenjahr des Herrn“ (4,19), zugespitzt in einem Streitgespräch, das in 4,22ff (noch) nicht geführt wird.

Homiletisch geht es um einen gekrümmten Rücken, um „aufrecht gehen“ (und aufgerichtet werden!) und um die „Vollendung der Schöpfung“, sinnenfällig im/am Sabbat. Am siebten Tag wird der Schöpfung die Krone aufgesetzt. Dass das gleichzeitig die Ruhe Gottes ausmacht (und die Ruhe der Welt), führt in ein Staunen, in das uns die anderen 6 Tage geleitet. Über allem steht: „Es werde Licht“ (Gen. 1,3 – das erste Wort).

Die Predigt aus Lk. 13,10-17 heraus (nicht über), soll seelsorglich sein. Achtzehnjährige Krankheitsgeschichten füllen auch heute noch Akten und Abrechnungen. Der Krankheitsgeist ist in dieser Geschichte ein Gegenspieler des Geistes Gottes (gerade Lukas erzählt die ganze Jesus-Geschichte als eine vom Geist Gottes bewegte und erfüllte Geschichte – Fortsetzung in der Apostelgeschichte). Dieser Krankheitsgeist wird mit Handauflegung, mit Berührung überwunden: sie, die Frau, richtet sich auf (und wird – wieder – Subjekt!). Dass alles auf das Lob Gottes hinausläuft, wird in den VV 13 und 17 gesteigert.

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Heinz Janssen
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