Gründonnerstag - Umfassende Liebe
Menschlicher Überlebenswille und göttliche Planung
Predigttext | Johannes 13,1-15 |
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Kirche / Ort: | Lübeck |
Datum: | 02.04.2015 |
Kirchenjahr: | |
Autor: | Pastor em. Hans-Dieter Krüger |
Predigttext: Johannes 13,1-15 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
1 Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er adsus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende 2 Und beim Abendessen, als schon der Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten, 3 Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging, 4 da stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. 5 Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war. 6 Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir die Füße waschen? 7 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren. 8 Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir. 9 Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! 10 Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle. 11 Denn er kannte seinen Verräter; darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein. 12 Als er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder und sprach zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe? 13 Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin's auch. 14 Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen. 15 Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.
Vorbemerkungen zum Predigttext
Es ist mir wichtig, gleich zu Beginn der Predigt den Konflikt zwischen dem menschlichen Überlebenswillen und göttlicher Planung aufzunehmen und an der souveränen Sicht, wie sie Jesus eigen ist, für uns fruchtbar machen. Auf das Ritual der Fußwaschung gehe ich nur kurz ein. Diese im Orient wichtige Sitte hat bei uns keinen Sitz im Leben. Der Gemeinde möchte ich aber ihre Bedeutung für die damalige Zeit nahe bringen und herausstellen, wie einzigartig das Handeln Jesu ist, wie Anstoß erregend für die Jünger und wie es gleichzeitig auf sein Erlösungswerk hinweist. Zum dritten nehme ich den anschließenden Kontext, die Mahlfeier, in die Predigt auf. Die Geste, mit der Jesus seinen Verräter outet, ist außerordentlich und nur bei Johannes bezeugt. Jesus reicht dem Judas einen Bissen und sendet damit ein erstaunliches Signal der Sympathie aus. Die Deutung, die ich damit verbinde: Die Liebe des Herrn umfasst auch den, der sie nicht verdient hat. Hoffnung für den Verräter und für uns alle.