Predigt

Umwertung der Werte

Wertmaßstäbe

PredigttextPhilipper 3,4b-14 (mit Einführung)
Kirche / Ort:Magdeburg
Datum:17.08.2025
Kirchenjahr:9. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrer i. R. Dr. habil. theol. Günter Scholz

Predigttext: Philipper 3,4b-14 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

4b Wenn ein anderer meint, er könne sich aufs Fleisch verlassen, so könnte ich es viel mehr, 5 der ich am achten Tag beschnitten bin, aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, nach dem Gesetz ein Pharisäer, 6 nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeinde, nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig gewesen. 7 Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. 8 Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, auf dass ich Christus gewinne 9 und in ihm gefunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott kommt durch den Glauben. 10 Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden, 11 damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten. 12 Nicht, dass ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. 13 Meine Brüder und Schwestern, ich schätze mich selbst nicht so ein, dass ich's ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, 14 und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

Exegetische Bemerkungen

Der Philipperbrief ist eine teils polemische Auseinandersetzung des Paulus mit seinen jüdisch-gnostischen Gegnern. Vor diesem Hintergrund sucht Paulus seine Gemeinde zu festigen und zu stärken durch Lob (1,3-11) und Mahnung (3,17; 4,8f), und sein Selbstverständnis zu profilieren als von Christus Ergriffener (3,7-11.12-14) im Gegensatz zum Wertesystem seiner Gegner (3,4b-6). Sein Selbstverständnis möge der Gemeinde zum Vorbild dienen (3,17). Es beruht auf der „Umwertung der Werte“ durch Christus. Alle Werte aufgrund von Herkunft und Leistung sind ihm zu „Mist“ (3,7.8). Sein Wert ist ihm geschenkt durch die Neuwerdung in Christus, was sowohl Sein als auch Prozess bedeutet.

Für diese Neuwerdung verwendet Paulus hier ein deutungsoffenes Bild: Gleichgestaltung (3,10). Es hat sicher etwas mit Nachahmung Christi zu tun (3,17), ist aber nicht als Werkegerechtigkeit zu verstehen, sondern es läuft letztlich auf ein Gleichgestaltet-Werden durch Christus hinaus, das hier beginnt und durch Verwandlung und Verherrlichung dereinst vollendet wird (3,20). Der Gedanke der Gleichgestaltung begleitet Paulus von Anfang an (Gal 4,19) und taucht dann wieder in Röm 6,1-11 auf, eine gute Auslegung desselben hinsichtlich dieses als auch jenes Lebens. Eine gute Interpretation des Begriffs bietet Dietrich Bonhoeffer in seiner Ethik unter den Kapiteln „Gleichgestaltung“ und „Der konkrete Ort“, an die ich mich in der Predigt anlehne, aber eigenständig weiterentwickle.

Homiletische Bemerkungen

Die historische Situation, in der Paulus wirkt, hat etwas Typisches: Dem Apostel stehen Neider und Konkurrenten gegenüber, die die Seelen der Menschen für sich gewinnen wollen – unter Hinweis auf ihren Mehrwert. Mir geht es darum, diese historische Situation anzudeuten und gleichzeitig Parallelen heute aufzuzeigen. So geht das Damals ins Heute über, und umgekehrt wird das Heute für das Damals transparent. Neid und Konkurrenz sind die psychologischen und soziokulturellen Voraussetzungen der Auseinandersetzung, die Wertfrage der Inhalt. „Umwertung der Werte“ läuft für Paulus und für uns auf Gleichgestaltung mit Christus, d.h. Prägung durch Christus als Mensch, als Leidender, als Auferstandener hinaus, wobei im letzten Fall zwischen Neuwerdung und Vollendung zu unterscheiden ist. Ich lege den Schwerpunkt der Predigt auf das Thema „Gleichgestaltung“.

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