Predigt

Unterwegs zum Sinai und zurück

Andenken, die tragen

Predigttext3. Mose / Leviticus 19, 1-3. 13-19.33-34 (mit Einführung)
Kirche / Ort:Palmbach / Karlsruhe
Datum:25.08.2024
Kirchenjahr:13. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrerin Kira Busch-Wagner

Predigttext: 3. Mose / Leviticus 19, 1-3. 13-19.33-34 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

1 Und der HERR redete mit Mose und sprach: 2 Rede mit der ganzen Gemeinde der Israeliten und sprich zu ihnen: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott. 3 Ein jeder fürchte seine Mutter und seinen Vater. Haltet meine Feiertage; ich bin der HERR, euer Gott. 13 Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken noch berauben. Es soll des Tagelöhners Lohn nicht bei dir bleiben bis zum Morgen. 14 Du sollst dem Tauben nicht fluchen und sollst vor den Blinden kein Hindernis legen, denn du sollst dich vor deinem Gott fürchten; ich bin der HERR. 15 Du sollst nicht unrecht handeln im Gericht: Du sollst den Geringen nicht vorziehen, aber auch den Großen nicht begünstigen, sondern du sollst deinen Nächsten recht richten. 16 Du sollst nicht als Verleumder umhergehen unter deinem Volk. Du sollst auch nicht auftreten gegen deines Nächsten Leben; ich bin der HERR. 17 Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. 18 Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR. 19 Meine Satzungen sollt ihr halten: Lass nicht zweierlei Art unter deinem Vieh sich paaren und besäe dein Feld nicht mit zweierlei Samen und lege kein Kleid an, das aus zweierlei Faden gewebt ist. 33 Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. 34 Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.

Einführung in den Predigttext

Knifflig: gehört doch der Text zu den „neuen alttestamentlichen Perikopentexte(n)“, derentwegen Alexander Deeg und Andreas Schüle immerhin eigens einen Band herausgebracht haben (EVA Leipzig, 2018), um ein bisschen mehr Hilfestellung zu geben, wo Predigende nicht auf frühere eigene Arbeit zurückschauen können.

Gerade weil es fast keine Predigten über Leviticustexte gibt, wohl aber soviel Tradition, könnte man über jeden einzelnen Vers des Abschnitts eine Predigtreihe machen. Etwa über die Frage, wie Gott zu verstehen ist, der Menschen auffordert, heilig zu sein. Dietrich Bonhoeffer erinnert sich in „Widerstand und Ergebung“ – manchen mag die Stelle einfallen – kritisch an einen französischen Pfarrer, der von sich gesagt habe, er wolle ein Heiliger werden. Bonhoeffer setzt die Diesseitigkeit, nichts mehr „werden“ zu wollen, dagegen. (Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hg. von Eberhard Bethge, Gütersloh 151994, S. 194-195, Aufzeichnung vom 21. Juli 1944). Was hätte er gesagt zu der Diesseitigkeit der Perikope unter der Maßgabe Gottes an sein Volk, heilig zu sein, weil YHWH heilig sei?

Auch wenn man manche Auslassungen in der Perikope bedauern mag (vielleicht lässt sich zu Erntedank ja nachholen, über die nicht abzuerntenden Ecken zu predigen, die den Armen zum Erwerb ihrer Nahrung zu überlassen seien – und dazu vielleicht eine Lesung mit Stücken aus dem Buch Rut?) – eine gewisse Weisheit liegt darin, zu beginnen mit der Entsprechung zu Gottes Heiligkeit und aufzuhören mit der Entsprechung von Mensch zu Mensch: eine/r wie die/der andere (Zum Gebot der Nächstenliebe ausführlicher Deeg/Schüle S.389, wo überzeugend für eine adnominale Übersetzung plädiert wird, „(er ist) wie du“ statt adverbial „wie dich selbst“).

Ich selbst habe mich entschieden, die Aufgabe zu lösen, die die KollegInnen mir als Vertretung aufgegeben haben: einen „Unterwegs-Gottesdienst“ zu gestalten. Und darum zu sprechen von einer Reise auf den Sinai, zu Menschen, deren Sprache wir nicht immer völlig verstehen, selbst übersetzt. Wegweisern entlang auf Unbekanntes und Bekanntes zu stoßen. Und zurückzukommen mit einem nützlichen, schönen, hilfreichen Andenken.

Lieder:

EG 499, 1-3 Er d und Himmel sollen singen 328, 1+2 Dir, dir o Höchster .... als Lobverse 295 Wohl denen, die da wandeln 414 Lass mich, o Herr, in allen Dingen .. (Melodie wie 328!)

Psalm 112

Neuigkeiten

Heinz Janssen: Aus den Quellen schöpfen

Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)...

Nachruf für Pastor Heinz Russmann

Alle Neuigkeiten lesen

Spenden

Die Nutzung des Heidelberger Predigt-Forums ist kostenlos. Das Redaktionsteam arbeitet ehrenamtlich. Kosten entstehen für Hosting sowie professionelle Websitepflege. Durch Ihren Obolus helfen Sie uns bei der Finanzierung.

Überweisung jetzt per paypal und flattr möglich.
Vielen Dank.
Heinz Janssen
Heidelberger Predigt-Forum