Predigt

Verlust der Lebensfreude?

Was erschöpft uns heute so? - Eine neue Sicht brauchen wir, um wieder zu gesunden

PredigttextJesaja 40,(25)26-31
Kirche / Ort:Lübeck
Datum:27.04.2014
Kirchenjahr:Quasimodogeniti (1. Sonntag nach Ostern)
Autor:Pastor Christoph Kühne

Predigttext: Jesaja 40, (25) 26-31 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

25 Mit wem wollt ihr mich also vergleichen, dem ich gleich sei? spricht der Heilige. 26 Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, daß nicht eins von ihnen fehlt. 27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber«? 28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. 29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. 30 Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; 31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden. Gedanken beim Lesen

(Eigene Übers. Christoph Kühne)

25 (Und) Mit wem wollt ihr mich vergleichen, dass ich ihm entspräche? // spricht der Heilige 26 Hebt in die Höhe eure Augen und seht: Wer hat diese (Sterne) geschaffen? ER ist es, der die Zahl ihres Heeres herausgehen lässt // dass er sie alle mit Namen nennt Wegen der Menge der (Zeugungs-) Kräfte und des Starken an Kraftwird nicht eins (der Sterne) vermisst: 27 Warum sprichst du dann, Jakob, und redest, Israel: // Verborgen (ist) mein Weg vor IHVH, und vor meinem Gott geht mein Rechtsanspruch verloren? 28 Hast du es nicht gewusst? Weißt Du es nicht? Ein ewiger Gott (ist) IHVH! Der auch die Ränder der Erde erschaffen hat Nicht wird er müde noch erschöpft // unausforschlich (ist) sein „Verstand“ 29 ER gibt dem Ermüdeten Kraft // und dem Kraftlosen wird er ER die Stärke mehren 30 Denn Jugendliche ermüden und erschöpfen // und junge Männer wanken und straucheln 31 Aber die auf IHVH hoffen, tauschen Kraft ein, treiben Flügel aus wie Adler // rennen und erschöpfen nicht, gehen und werden nicht müde

Anmerkungen zur Perikope

Ein berauschender Text! Voller ermutigender Bilder! Schon der Beginn: Was nutzt es, dauernd nach Problemen zu suchen und sie hin und her zu bewegen? „Hebt eure Augen in die Höhe und seht!“ „Wir machen unser Kreuz und Leid / nur größer durch die Traurigkeit.“ Nicht die Frosch- sondern die Adlerperspektive hilft uns, einen Sinn im Leben zu erkennen. Bilder gegen die Traurigkeit, die Depression, gegen Burnout!

Der Text ist gut erhalten. Ich nehme V 25 als Einleitung zum Text hinzu. V 25 leitet die Perikope ein: Wer ist IHM gleich? V 26 Erinnerung an die Schöpfung durch den Blick „in die Höhe“ zu den (zu ergänzenden) Sternen; vgl. Gn 15,5: Abrahams Blick zu den Sternen; Gott ist als IHVH Zebaoth auch der Schöpfer und Herr der Gestirne (gegen den babylonischen Sternzeichenglauben!): ER kennt sie alle namentlich; vgl. Joh 10, 27ff: Jesus kennt sie Seinen wie ein Hirte seine Schafe; den Namen kennen bedeutet eine besondere Beziehung; aber gilt gleiches für die Gestirne wie für den Menschen? V 27 Ist Gott desinteressiert am Menschen oder „nur“ menschentaub? Deuterojesaja nimmt die Fragen der Juden im babylonischen Exil auf (2. Hälfte des 6. Jahrhunderts vChr): Rechtsanspruch vor Gott? Wohin soll ich gehen? Vgl. Joh 6, 68f Kann Jesaja seinen Zeitgenossen weiterhelfen? V 28 Der Prophet wendet sich an den Einzelnen, weist ihn auf die (wieder) auf Gottes Schöpferkraft (der Ränder der Welt): Wie könnte der Schöpfer von Himmel und Erde ermüden? V 29 Vielmehr gibt der „Mächtige an Kraft“ (26ba) dem Müden Stärke V 30 betont die natürliche Erschöpfbarkeit des Menschen durch Arbeiten oder auch Laufen - bis zur Besinnungslosigkeit V 31 Wie ein Dur-Akkord steht die Hoffnung auf IHVH am Anfang der Zeile: eine Wendung, ein Tausch erfolgt: Adler-Schwingen wachsen den Müden: sie rennen und gehen; vgl. Hb 12, 1: die Krise ist überwunden, die Gottesnähe wiederhergestellt (vgl. Mt 4, 17b: Das Reich Gottes ist nahe), das Leben sinnvoll; vgl. 2 Kor 12, 9: Meine Kraft ist in der Schwachheit mächtig)

Kernbegriffe

- Erschöpfung (auch von Jugendlichen und jungen Erwachsenen) - Schwingen wachsen lassen - Krise (überwinden) - Lebenssinn und Lebensrecht

Lieder

”Ich möcht, dass einer mit mir geht“ (EG 209) „Geh aus mein Herz“ (EG 503) „Befiehl du deine Wege“ (EG 361) „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ (EG 369)

Literatur

Roland Gradwohl, Bibelauslegungen aus jüdischen Quellen IV

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Heinz Janssen
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