Predigt

(Ver)Wandlung

Angst vor Mangel ist keine gute Ratgeberin

PredigttextJohannes 2,1-11
Kirche / Ort:Lutherkirche / Karlsruhe
Datum:18.01.2015
Kirchenjahr:2. Sonntag nach Epiphanias
Autor:Pfarrerin Ulrike Krumm

Predigttext: Johannes 2,1-11 (Übesetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

1 Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. 3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus spricht zu ihr: Was geht’s dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. 7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam 10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

Exegetische und homiletische Einführung zum Predigttext

An diesem Wochenende findet in Karlsruhe die jährliche Hochzeitsmesse statt. In den Pfarrämtern werden die ersten Traugespräche terminiert. Die Hochzeit zu Kana bietet also Anknüpfungspunkte. Bei der Erzählung fällt die deutliche Gliederung zwischen Rahmen (V. 1.2.11) und Handlung auf. Der Rahmen steht in der Vergangenheitsform, die Szene ist lebendig in die Gegenwart hinein erzählt. Siebenmal eine präsentische Form von „sprechen“: als ob die Lesenden zu Zuschauern, ja zu Mitfeiernden gemacht werden sollen. Dramaturgische Ausgestaltung wäre demnach textgemäß. Interessant ist, wo die Erzählung den Akzent setzt und wo nicht.

Das Wunder selbst wird nur im Nebensatz erwähnt: den Wein, der Wasser gewesen war. Wichtiger ist die große Menge des Weins (480-720 Liter) und die Betonung der Qualität. Betont wird auch die Zeugenschaft der Diener. Als diakonoi werden oft auch die Jünger dargestellt: Sie sind die, die Herrlichkeit Jesu bezeugen. Ebenso fällt der Schluss auf. „Nur“ die Jünger glaubten an ihn, obwohl das Weinwunder das erst öffentliche Zeichen Jesu ist. So stehen Intimität und Öffentlichkeit in einer eigentümlichen Spannung zueinander. Auch die Szene zwischen Mutter und Sohn ist intim dargestellt, quasi am Rande des Geschehens. Sie als Mutter-Sohn-Konflikt zu deuten, wäre unbegründet.

Mit der „Abwehrformel“ reagiert z.B. auch die Witwe von Sarepta auf die Bitte des Propheten Elia, ihr zu essen zu geben. (1 Kö 17). Maria ihrerseits reagiert wörtlich wie der Pharao, der das hungernde Volk auf Josef verweist (Gen 41,55). Damit ist für mich das Thema angesprochen, das mich in die Predigt leitet: Hunger und Fülle, Angst vor Mangel und das Gefühl, „aus dem Vollen schöpfen“ zu können. Und – etwas ketzerisch vielleicht - die Frage, ob nicht Wasser manchmal so köstlich schmecken kann wie Wein und ob nicht für uns Heutige darin das eigentliche Wunder besteht.

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Heinz Janssen
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