"Völkerwallfahrt" für Frieden und Gerechtigkeit
Israelsonntag 2012 – Fürbitte und Gedenken für Israel und die Judenheit
Predigttext | Jesaja 62,6-12 |
---|---|
Kirche / Ort: | Paulusgemeinde / 76275 Ettlingen |
Datum: | 12.08.2012 |
Kirchenjahr: | 10. Sonntag nach Trinitatis |
Autor: | Pfarrerin Kira Busch-Wagner |
Predigttext: Jesaja 62,6-12 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
( 1Um Zions willen will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen will ich nicht innehalten, bis seine Gerechtigkeit aufgehe wie ein Glanz und sein Heil brenne wie eine Fackel, 2 daß die Heiden sehen deine Gerechtigkeit und alle Könige deine Herrlichkeit. Und du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen des HERRN Mund nennen wird. 3 Und du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des HERRN und ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes. 4 Man soll dich nicht mehr nennen »Verlassene« und dein Land nicht mehr »Einsame«, sondern du sollst heißen »Meine Lust« und dein Land »Liebes Weib«; denn der HERR hat Lust an dir, und dein Land hat einen lieben Mann. 5 Denn wie ein junger Mann eine Jungfrau freit, so wird dich dein Erbauer freien, und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen.)
6 O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den HERRN erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen, 7 laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es setze zum Lobpreis auf Erden! 8 Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Ich will dein Getreide nicht mehr deinen Feinden zu essen geben noch deinen Wein, mit dem du so viel Arbeit hattest, die Fremden trinken lassen, 9 sondern die es einsammeln, sollen's auch essen und den HERRN rühmen, und die ihn einbringen, sollen ihn trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums. 10 Gehet ein, gehet ein durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! 11 Siehe, der HERR läßt es hören bis an die Enden der Erde: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her! 12 Man wird sie nennen »Heiliges Volk«, »Erlöste des HERRN«, und dich wird man nennen »Gesuchte« und »Nicht mehr verlassene Stadt«.
Exegetisch-homiletische Hinweise und Liedempfehlungen
Die Kap. 60 und 62 rahmen die Heilszusagen in Kap. 61 des Jesajabuches. Alle drei Kapitel sollten den Predigenden gegenwärtig sein. Die Heilszusagen des ersten Jesaja werden vielfältig aufgenommen, zitiert, rezipiert, bestätigt (und in diesem Sinne „erfüllt“). Dass es in Jerusalem hell werde, dass seine Gerechtigkeit aufleuchte, ist keine moralische Aufforderung, sondern eine Zusage der Rechtfertigung. Der Theophanie JHWHs zu begegnen, ist Israel aufgerufen und in seiner Folge die Völker der Welt – eine hermeneutische Leitlinie für Exegese, aber auch für alle Ekklesiologie. Bezeichnenderweise ist die ökonomische Lage nicht ausgeklammert. Vielmehr ist sie ebenso wie die Sicherheit ohne äußere Sicherheitsmaßnahmen (offene Tore!) Indikator der hilfreichen und heilvollen Gegenwart Gottes.
Homiletisch darf durchaus einmal verstärkt der kasuelle Charakter des Israelsonntags zum Tragen kommen, wenn an einem solchen Tag sich Tagesgeschehen und Israelgedenken, politisches Geschehen und theologisches Bedenken, so unmittelbar nahe legen. Beachtenswert ist mit viel Hintergrundmaterial – wie jedes Jahr zum Israelsonntag – die Predigthilfe von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste: asf@asf-ev.de. Ich lese den Predigttext in der Übersetzung „Bibel in gerechter Sprache“, 2006.
Lieder: „An den Strömen von Babylon saßen wir und weinten“, ein gesungener Zugang zur Exilserfahrung. Denn Exil auch als historische Epoche Israels dürfte vielen Gemeindegliedern trotz Bibelwochenarbeit der letzten Jahre unbekannt sein. Zu finden z. B. in: Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder, München 2005.
"Wir glauben Gott ist in der Welt, der Leben gibt und Treue hält“, ein Credolied, das vernachlässigte Topoi (Judesein Jesu, Umkehr, Gerechtigkeit) zum Thema sich nimmt.
Zu finden z. B. in der Predigthilfe Israelsonntag 2012. Jerusalem – Niemand wird dich noch „Verlassene“ nennen (Jesaja 62,4), Hg: Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Berlin 2012.
„Herr, der du vormals hast dein Land mit Gnaden angeblicket“, Teile aus Paul Gerhardts Nachdichtung des 85. Psalms (EG 283).