Predigt

Wachsam leben

Verantwortliches Handeln ist gefragt

Predigttext1.Thessalonicher 5,1-6
Kirche / Ort:26721 Emden
Datum:09.11.2014
Kirchenjahr:Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr
Autor:Dipl.-Theol. Pfarrerin Christiane Borchers

Predigttext: 1.Thessalonicher 5,1-6 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

Von den Zeiten und Stunden aber, liebe Brüder, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr –, dann wird sie das Verderben schnell überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau und sie werden nicht entfliehen. Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein.

Exegetische und homiletische Vorüberlegungen zum Predigttext

Die Perikope steht fast am Ende des Briefes. Sie ist eingebettet zwischen dem Kapitel „Von der Auferstehung der Toten“ und „Ermahnungen und Grüße“. Paulus geht es darum, dass über die Erwartung der Endzeit nicht die Gegenwart in den Hintergrund treten darf. Darum der Aufruf zur Wachsamkeit. Paulus verwendet die Begriffe „Zeiten und Fristen/Stunden“. Gott bestimmt das Eintreten des Jüngsten Gerichts, die Christinnen und Christen in Thessalonich sollen sich über den Zeitpunkt keine Gedanken machen, sie sollen vielmehr im Angesicht des kommenden Endes ihren Glauben leben und sich gegenseitig stärken.

Das Bild vom Dieb in der Nacht wurzelt in der Jesustradition. Es wird verwendet im Zusammenhang vom Warten auf das Kommen Christi, dass es unvorbereitet kommt. „Wenn ein Hausherr wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommt, so ließe er nicht in sein Haus einbrechen. Seid auch ihr bereit. Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint“ (Lk 12,39f). Wer sich zu sehr in Sicherheit wähnt, den wird das Verderben schnell überfallen.

Das plötzliche Verderben wird mit der Plötzlichkeit und Unentrinnbarkeit der Wehen einer schwangeren Frau verglichen. Unglück und Sicherheit gehen nicht selten miteinander einher. Paulus will die Gemeinde schützen, damit sie nicht von dem angekündigten Verderben überrascht wird. Er gibt klar zu erkennen, dass er die Gemeindeglieder in Thessalonich nicht zu denen zählt, die vom Unglück überrascht werden, denn sie sind wachsam und nüchtern. Er verwendet die Metaphorik von Tag und Nacht, Licht und Finsternis. Die grundsätzliche Existenz des christlichen Seins ist Tag- und Lichtbewusstsein, dennoch besteht die Gefahr, in die Finsternis zurückzufallen.

Paulus ist aber überzeugt, dass die Thessalonicher stark genug sind, allen Anfechtungen und Anfeindungen zu widerstehen. Sie sind gefestigt im Glauben, sie haben Liebe und Hoffnung im Herzen. Die Formulierung in V 10 „ob wir schlafen oder wachen“ kann nur heißen: ob wir leben oder gestorben sind. Es geht hier nicht um den Gegensatz: Tag und Nacht, Licht und Finsternis, sondern um die lebenden oder entschlafenen Gemeindeglieder. Zum Schluss bestärkt Paulus sie in ihrem Verhalten, sich gegenseitig Mut zuzusprechen und sich aufzubauen.

Am Ende des Kirchenjahres fragen wir nach dem Ende und nach der neuen Hoffnung für die Lebenden und die Toten. Wir leben nicht in der Endzeiterwartung, sie rückt in große Ferne. Viele können mit dem Gedanken des Jüngsten Gerichts, in dem sich jede/r verantworten muss, immer weniger anfangen. Wenn wir an das Ende der Welt denken, so fallen uns eher Katastrophen ein, die Menschen verursachen: Kriege, Gewalt, Unterdrückung, Ausbeutung, Zerstörung der Natur und Umwelt. Die Folgen sind unabsehbar. Daher ist ein verantwortliches Handeln gefragt. Der Aufruf des Paulus, nicht zu schlafen, wachsam zu sein, aufzustehen, sich der Gefahren bewusst zu sein, sich gegenseitig aufzubauen, gewinnt eine neue Attraktivität.

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Heinz Janssen
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