Predigt

Wandlung

Erzählpredigt - Predigt aus der Perspektive eines Abendmahlskelches

PredigttextJohannes 2,1-11
Kirche / Ort:Arche / Heidelberg-Kirchheim
Datum:18.01.2009
Kirchenjahr:2. Sonntag nach Epiphanias
Autor:Pfarrer Dr. Vincenzo Petracca

Predigttext: Johannes 2,1-11 (Einheitsübersetzung)

Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder faßte ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wußte nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zuviel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.

Exegetische Hinweise (I) und homiletische Überlegungen (II) zum Predigttext

I. Die Erzählung in Joh 2,1-11 ist ein Geschenkwunder (Theißen). Anders als meist bei Johannes findet die Wundererzählung keine lange Fortsetzung in Auseinandersetzungen und Reden Jesu. Die Kana-Erzählung sollte auf jüdischem Hintergrund erschlossen werden. So meint „am dritten Tag“ (V 1) wohl nicht den Tag der Auferstehung Jesu, sondern nach Ben Chorin den 3. Tag der jüdischen Woche: den Dienstag. Am dritten Tag der Schöpfungswoche sagte Gott im 1. Schöpfungsbericht gleich zweimal „ki tow“ (es war gut). Aus diesem Grund fanden jüdische Trauungen (bis auf den heutigen Tag) meist an einem Dienstag statt. Der Brauch bezieht das erste „ki tow“ auf dem Bräutigam, das zweite „ki tow“ auf die Braut. Das Hochzeitshaus war wohl nicht klein, da dort sechs steinerne Wasserkrüge standen. Jeder Krug faßte über hundert Liter. Sie waren für das Reinigen der Hände vor und nach den Mahlzeiten da. Dahinter stehen weniger hygienische Vorschriften als vielmehr Vorschriften zur Heiligkeit Gottes. Da es keinen Ort und keine Zeit gibt, wo die Menschen nicht vor dem heiligen Gott stehen, übertrugen die Pharisäer die Reinheitsvorschriften des Altardienstes auf den ganzen Tagesablauf. Überall sollte gelten, wie die Heilige Schrift sagt: Heilig sollt ihr sein, denn heilig bin ich, der Herr, euer Gott (3 Mose 19,2). Es war eine Art Demokratisierung des Priesterdienstes. Die Aufgabe des Speisemeisters (Architriklinos) bei der Hochzeitsfeier war, die Speisen und Getränke zur rechten Zeit zubereiten und auftragen zu lassen. Zugleich war er für die gute Laune der Gäste verantwortlich. Entsprechend ist „Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zuviel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten“ (V 10) als Scherz des Speisemeisters aufzufassen, nicht als tatsächliche Gewohnheit (die nirgendwo belegt ist). II. Die Predigt ist eine Erzählpredigt aus der Perspektive des Abendmahlskelches. Das Feiern des Heiligen Abendmahls im Gottesdienst legt sich vom Predigttext her nahe. Im Anschluß an den Gottesdienst am 18.1. findet im Foyer des Gottesdienstraumes der traditionelle Neujahrsempfang für die kirchlichen Mitarbeiter statt. Literatur: S. Ben-Chorin, Bruder Jesus, 8.Aufl., 1985, S. 68-73. - G. Theißen, Urchristliche Wundergeschichten, 1974, S. 111-114. - K. Wengst, Das Johannesevangelium Bd. I, 2.Aufl., 2000, S. 105-114.

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