Wandlung
Weg(e) des Glaubens
Predigttext | Johannes 4, 46-50 |
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Kirche / Ort: | Dortmund |
Datum: | 22.01.2017 |
Kirchenjahr: | 3. Sonntag nach Epiphanias |
Autor: | Pfarrer Johannes Gerrit Funke |
Predigttext: Johannes 4, 46-50 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)
Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen Sohn lag krank in Kapernaum. Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen war, und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinen Sohn zu heilen; denn der war todkrank. Da sprach Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht. Der königliche Beamte sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Exegetische Skizze zum Predigttext
Im Jubiläumsjahr der Reformation möchte ich zeigen, dass Luthers Satz, die Schrift lege sich selber aus (WA 7, 97), nichts an Aktualität eingebüßt hat. Alle für die vorliegende Predigt maßgeblichen exegetischen Befunde verdanken sich Querbezügen innerhalb des vierten Evangeliums. Dabei bin ich den Spuren einiger Begriffe bzw. Wortstämme aus der Perikope nachgegangen:
Zeichen (´semeion`); krank, bzw. schwach sein (´asthenein`); königlich (´basilikos` einschließl. ´basileus/basileia`, also ´König/Königtum`); schließlich ´katabainein`= herabkommen, das im vierten Evangelium oft eine christologische Komponente trägt (vgl. 1,51; 3,13 u.ö.). Joh 6 kristallisiert sich bei diesem Durchgang als Sonnengeflecht einer thematischen Achse heraus, die sich um das Verständnis des Königtums Gottes rankt. Sie durchzieht das gesamte Evangelium - von 1,49 über das nächtliche Gespräch mit Nikodemus (3,3.5) bis zum Verhör bei Pilatus (18,35-37) und der Überschrift über dem Kreuz (19,19-21). Auf ihr setzen 6,15ff (die Menge will Jesus zum König küren) und 6,26ff (Jesu Antwort darauf) einen markanten Akzent. Fast wie ein Refrain tritt von da an in dem Kapitel die Wendung auf, dass Jesus, bzw. das Brot, das Gott gibt, vom Himmel herabkommt (6,33.38.41f.50f.58). In 6,2 werden summarisch die Zeichen Jesu an den Kranken=den Schwachen erwähnt werden. Von Zeichen spricht Jesus auch in seiner Antwort an die Menge in 6,26.
Die Erzählung vom „Königlichen aus Kapernaum“, wie er im Predigttext in V. 46 wörtlich genannt wird, und dem Weg des Glaubens, auf den ihn Jesus weist, reiht sich auf dieser Achse ein. Der Mann tritt zuletzt glaubend einen Weg an, auf dem er Leben findet, wo kreatürliche Schwachheit bereits in einen tödlichen Sog zu geraten drohte. Er kann das, weil er es mit dem zu tun hat, in dem Gott zu uns bis in unsere Schwachheiten hinein vom Himmel herabgekommen ist. Indem von dem „Königlichen“ in V.50 schlicht als von einem Menschen (anthropos), der glaubt erzählt wird, wird zugleich eine Wandlung angedeutet, die das Zeichen von Kana übertrifft.