Predigt

"Was bringt’s?"

Neue Akzente setzen - Die Jünger Jesu spürten, dass in seiner Nähe echtes Leben pulsiert

PredigttextLukas 18, 28-30
Kirche / Ort:Hamburg
Datum:24.09.2017
Kirchenjahr:15. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pastor Christoph Kühne

Predigttext: Lukas 18, 28-30 (Übersetzung nach Martin Luther)

Der Lohn der Nachfolge

Da sprach Petrus: Siehe, wir haben, was wir hatten, verlassen und sind dir nachgefolgt. Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.

(Eigene Übersetzung Christoph Kühne)

Aber Petrus sagte: Sieh, wir sind dir seinerzeit nachgefolgt und haben alles, was zu uns gehörte, zurückgelassen … Er (Jesus) aber sagte zu ihm und allen Jüngern: Amen, ich sage euch: Niemanden gibt es auf dieser Erde, der nicht Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder zurückgelassen hat wegen des Reiches Gottes - niemanden, der nicht vielfach ewiges Leben empfangen hätte in seiner Lebenszeit - und in der kommenden Zeit.

Erste Gedanken beim Lesen des Predigttextes

Da stellt sich doch die Frage, was wir als Gemeinde und als Kirche zu tun hätten: „Verleugnet euch, verlasst die Welt / Folgt seinem Ruf mit Schalle!“ heißt es in einem Kirchenlied. Diese Geschichte ist mir sehr vertraut. Wenn ich sie jetzt lese, fallen mir die Kinder und Jugendlichen ein, die beim Islamischen Staat mitkämpfen wollen. Und wenn es sie ihr Leben kostet. Dann sind sie Märtyrer und Gott nahe. Dieses Leben verlassen, weil es leer geworden ist - das sind Gedanken von Aussteigern oder auch heutigen Eremiten, die mich nachdenklich machen. Ein Leben ohne Gott? „Die Austreibung des Anderen“ (Byung Chul Han), die Vertreibung Gottes heute, der Verlust des „Reiches Gottes“ in unserer Zeit?!

Anmerkungen zum Predigttext

Alle drei Evangelisten fügen den „Lohn der Nachfolge“ an den Satz Jesu an den „reichen Jüngling“ an: „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“. Daraus ergibt sich die Frage des Petrus an Jesus. Mk und Mt formulieren die Schritte der Jünger: Zuerst haben sie „alles“ verlassen, und dann sind sie Jesus nachgefolgt. Anders für Lukas: Für ihn ist die Nachfolge Jesu das Entscheidende, und damit hat alles Eigene seine Bedeutung verloren. Welchen Wert hat jetzt das eigene Leben? Spricht Lukas hier von einer Krise der Jüngerschaft? Matthäus verschärft sogar seine Frage: Was haben wir von der Nachfolge? Projiziert der Verfasser seine eigene Situation - ein bis zwei Generationen nach dem Tode Jesu - auf die Jesuszeit?

Jesus erkennt die Ernsthaftigkeit der Frage und antwortet mit einer „Grundsatzerklärung“: Amen, ich sage euch. Damit reagiert er auf das „Sieh!“, mit dem Petrus seine Frage einleitet. Er antwortet mit einer doppelten Verneinung, die Lukas (in Anlehnung an die markinische Fassung) gebraucht, und verstärkt damit, dass wirklich jeder, der „das Eigene“ aufgegeben hat, schon in seinem gegenwärtigen Leben „ewiges Leben“ erhalten hat. Lukas betont, dass der Grund der Nachfolge das „Reich Gottes" ist. Auch hier haben Mt und Mk andere Vorstellungen. Matthäus sieht die „Dodeka“ bereits mit dem wiedergekommenen Christus auf dem endzeitlichen Richterstuhl (Mt 19,28). Ein großes Bild! Wieder anders formuliert Markus, wenn er die Nachfolge „wegen mir und wegen des Evangeliums“ geschehen lässt. Der Glaube an den „theios anär“, den auf Erden Wandelnden aber verborgenen Christus, führt zu dem Lohn des „ewigen Lebens“ in der Zukunft!

Jesus würdigt in seiner Antwort (bei Lukas), was die Jünger verlassen haben: „Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder“. Dies ist die soziale Grundlage eines Lebens. Matthäus verzichtet auf den Ehepartner. Liegt hier die Erfahrung zugrunde, dass auch Ehepaare Jesus nachgefolgt sind?! Markus lässt in seiner Aufzählung den Vater weg. Vielleicht sind Jesus mit den Vätern auch Teile der älteren Generation gefolgt. In jedem Fall haben die ihren (etablierten) „Standort“ verlassen und sind mit Jesus gefolgt.

Vielleicht hat es eine Diskussion zwischen Jesus und den Jägern gegeben, wann denn „das ewige Leben“ greift. Nach Lukas gibt es diesen Lohn „vielfältig“ schon in diesem Leben. Matthäus und Markus sprechen gar von „hundertfältig“! Man mag an die Wirkung des Segens denken, wie sie (auch) im Alten Testament beschrieben wird: Bis ins tausendste Glied! Oder man mag an die Segenswirkung für Hiob denken (Hi 42,10ff). Mt und Mk schließen an unsere Perikope an: „So werden die Ersten die Letzten und die Letzen die Ersten sein“. Damit geben sie dem Text eine eigene Zielrichtung. Lukas lässt unserer Perikope „die dritte Leidensankündigung“ folgen - wie auch Markus. Matthäus schiebt zwischen den „Lohn der Nachfolge“ und der „dritten Leidensankündigung“ sein Gleichnis von den „Arbeitern im Weinberg“ (MtS 20,1-16), das mit jenem Satz schließt: „So werden die Ersten …“

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Heinz Janssen
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