Predigt

Was die Seele nährt

Mit keinem weltlichen Gut ist es möglich zu vergüten, wenn ein Bibelwort so stark wird, dass ein Mensch seinen ureigensten Weg findet

PredigttextJesaja 55, 1 – 3a
Kirche / Ort:St. Petrikirche / 14943 Luckenwalde
Datum:09.06.2013
Kirchenjahr:2. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrer em. Dr. Ulrich Kappes

Predigttext: Jesaja 55, 1 – 3a (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

1Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und eßt! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! 2 Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. 3a Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!

Gedanken zum Predigttext

Der Predigttext ist eingebettet in den Heilandsspruch von Matthäus 11, 28 und das Evangelium vom Großen Festmahl (Mt 22) Burkhard M. Zapff weist in seinem Kommentar (Jesaja 40 – 55, Würzburg 2001, S. 341) auf stilistische und inhaltliche Analogien zum Heilandsruf hin und folgert, dass sich „Jesus … offenbar an dieser Auslegungstradition orientiert“ habe. Auch Johannes 7,37 „Wenn jemand dürstet, der komme zu mir“, habe nach Zapf hier seine Wurzeln.

Das Bild von Gott als Wasserverkäufer auf einem Markt ist ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig. Die Predigt selbst ist eine Gratwanderung. Mir liegt eine Predigt des früheren Generalsuperintendenten Hanse, Eberswalde bei Berlin, vor, in der er Gott nicht als Wasserverkäufer, sondern als Schausteller auf einem Jahrmarkt rufend und deklamierend agieren lässt. Das ist für die (ältere) Gemeinde gut mit Bildern der Kindheit von einem Jahrmarkt in Erinnerung zu bringen. Der Text rutscht dann aber ab. So klar Deuterojesaja Gott auf einem Markt neben anderen Markthändlern platziert, so sehr behält der „Wasserverkäufer Gott“ seine Würde und seine Warmherzigkeit gegenüber den Käufern.

Die Abgrenzung der Perikope bis V.3a ist sinnvoll, denn es folgen Themen, die mit dem Bild vom Markt nicht zu verbinden sind: der Bundesschluss und die davidische, ewige Herrschaft.

Zu warnen wäre schließlich vor dem Versuch, ein Lebensbild oder Ähnliches einzubeziehen. Das Bild von dem Wasserverkäufer – Gott ist provozierend und gedankentief genug, so dass versucht werden sollte, das einprägsam darzustellen.

Als Übersetzung wählte ich die von Burkhard M. Zapf. Vers 2 verstärke ich mit „Hört doch, hört doch“, das Wortspiel aus der Hebräischen Bibel aufnehmend:

1 Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser! Auch wer kein Geld hat, soll kommen. Kauft Getreide und esst, kommt und kauft ohne Geld, kauft Wein und Milch ohne Bezahlung! 2 Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört doch, hört doch auf mich, höret, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fetten Speisen. 3a Neigt euer Ohr mir zu und kommt zu mir, hört, dann werdet ihr leben.

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Heinz Janssen
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