Predigt

Ein herrliches Leben?

Wege der Nachfolge Jesu – Liebe, die uns durch alle Krisen hindurch trägt

PredigttextJohannes 17,1-8
Kirche / Ort:97877 Wertheim / Ev. Landeskirche in Baden
Datum:24.03.2013
Kirchenjahr:Palmsonntag (6. Sonntag der Passionzeit)
Autor:Pfarrerin Stefanie Fischer-Steinbach

Predigttext: Johannes, 17,1-8 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

1 So redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche; 2 denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. 3 Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. 4 Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. 5 Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. 6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. 7 Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. 8 Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast.

Exegetische Vorüberlegungen

Ich habe mich dafür entschieden, auch die eingeklammerten Verse der Perikope hinzu zu ziehen, da ich sie als wesentliche inhaltliche Voraussetzung für das Verständnis der folgenden Verse verstehe. Der Predigttext steht im JohEv zwischen den Abschiedsreden Jesu an die Jünger und der Gefangennahme. Er trägt die Überschrift „Das hohepriesterliche Gebet“. Es handelt sich von seiner Gattung her also um ein Gebet Jesu zu Gott, seinem Vater. Allerdings finden wir hier ein sehr durchdacht komponiertes Gebet vor, das noch einmal die gesamte Christologie des JohEv zusammenfasst. Es betont vor allem die Einheit Jesu mit Gott. In diese Einheit bezieht Jesus seine Jünger und alle, die das Wort Gottes hörten und aufnahmen, mit hinein. So vergewissert sich Jesus einerseits selbst mit und in diesem Gebet der Nähe Gottes. Andererseits bietet es eine Zurüstung der Jünger für die Zeit nach Jesu Tod und eine Stärkung für die Nachfolge. Barbara Meyer (Predigtmeditationen, s.u.) merkt an, dass es schwierig sei, sich diesem Text mit eigenen Erfahrungen zu nähern. Des weiteren erschwere die „Fremdheit der Sprache“ [..] „zunächst den Zugang zu diesem Gebet“ (ebda). Hilfreich empfindet sie für den Zugang die Gattung des Textes: „Das Gebet vermittelt eine vertraute Atmosphäre, Geheimnisse der Beziehung zwischen Jesus und Gott offenlegend“.

Die zentralen Themen des Textes sind meines Erachtens „ewiges Leben“, „Gotteserkenntnis“, „Erkenntnis Jesu Christi“, „Verherrlichung Gottes auf Erden“ und die „Einheit Jesu mit Gott“. Für die Predigt setze ich den Schwerpunkt auf die Aspekte „ewiges Leben“ mit den Konnotationen, „herrliches“, „geglücktes“ und „sinnvolles Leben“ und auf die Frage der Gotteserkenntnis. Wobei das Letztere die Bedingung für Ersteres darstellt. Die Predigt stellt einen Versuch dar, mich trotz der erwähnten Schwierigkeit den Aussagen des Textes sowohl mit eigenen Erfahrungen als auch mit den Erfahrungen biblischer Personen zu nähern. Ich folge damit einem Ansatz von Prof. Dr. Dietrich Ritschl, der im Gegensatz zu defizitär empfundenen räumlichen Gottesbildern ein „zeitliches Gottesbild“ propagiert. „Hinein schlüpfen müssten wir nachträglich in diese Geschichte Gottes mit Israel, Jesus und mit den frühen Christen, …“ „Eigentlich kann man über den jüdischen Gott nicht reden und darum letztlich vielleicht ihn auch nicht verlieren. Man kann seinen Namen eigentlich nicht nennen und doch alles in seinem Namen erhoffen und tun, sich lieben und einander vergeben, sich grüßen und segnen. Ja, man kann im Grunde nicht über ihn reden, nur von ihm her in seiner Beauftragung, und zu ihm hin im Beten“. Das ist meines Erachtens der Duktus, den dieser Text vorgibt.

Eva Hadem weist in ihrer Predigtmeditation zu diesem Text (GPM 2013, s.u.) darauf hin, dass auch Karl Barth in seinem Vortrag „die Menschlichkeit Gottes“ vom 25.09.1956 seine dialektische Theologie um diese dem Menschen zugewandte Seite Gottes ergänzt: „Wer Gott, und was er in seiner Göttlichkeit ist, das erweist und offenbart er nicht im leeren Raum eines göttlichen Fürsichseins, sondern authentisch gerade darin, daß er als des Menschen (freilich schlechthin überlegner) Partner existiert, redet und handelt. (…) Eben Gottes recht verstandene Göttlichkeit schließt ein: seine Menschlichkeit.“ (K. Barth, Die Menschlichkeit Gottes, in: ders. (Hg.), ThSt, 48, Zollikon-Zürich 1956,10). Der inhaltliche Schwerpunkt der Predigt liegt in dem Versuch, folgende Fragen zu beantworten: a. Was bedeutet „ewiges“ oder „herrliches Leben“ für uns heute, für biblische Personen, für Jesus? b. Inwiefern ist die Gotteserkenntnis dafür relevant und worin besteht Gotteserkenntnis?

Literatur: GPM 67 (2013), Eva Hadem, S. 159ff. - Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Kontext, zur Perikopenreihe V, Barbara Meyer, S. 150 ff, Wernsbach 2006, u. Michael Hoffmann, S. 137ff, Wernsbach, 2012. - D. Ritschl: „ Auf der Suche nach dem verlorenen Gott“, Oberstufe Religion „Gottes verborgene Gegenwart“, hg. v. E. Marggraf u. E. Böhm, Stuttgart,1988, S. 4f.

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