Predigt

Was ist gerecht?

Gottesdienst und Alltag

PredigttextAmos 5,21-24
Kirche / Ort:Liebfrauenkirche / Horneburg (Niederelbe)
Datum:11.02.2018
Kirchenjahr:Estomihi
Autor:Pastorin Manuela Handelsmann

Predigttext: Amos 5, 21-24 (Übersetzung nach Martin Luther)

21 Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. 22 Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. 23 Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! 24 Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

Vorüberlegungen zur Predigt

Die Sozialkritik und Tempelkritik des Amos dürften bekannt sein. Sind sie doch das Charakteristikum dieses Propheten. Und wie schön ist seine konkrete Sprache! Die fetten Kühen Baschans lassen mich an die Regenbogenpresse denken und schmunzeln. Seine Kritik geht für mich gegen das Auseinanderfallen von Gottesdienst und Gerechtigkeit. Gottesdienst feiern und nach Gottes Willen handeln gehören zusammen, so lege ich seine Kritik aus.

Dabei finde ich es heute ungleich schwerer zu definieren, was gerecht ist. Und noch viel mehr Forderungen aufzustellen, wie Gerechtigkeit heute auszusehen hat. Gerechtigkeit ganz konkret werden zu lassen, will ich auf Amos Spuren versuchen. Aber dabei habe ich im Blick, dass der Begriff von Gerechtigkeit auch von meinen Hörern unterschiedlich gefüllt wird. Wenn wahrscheinlich auch nicht so unterschiedlich wie außerhalb des Gottesdienstes.

Immer wieder höre ich Stimmen, die behaupten Kirche müsse sich um die Seelen ihrer Mitglieder kümmern, aber nicht um Politik. Dies wird auch als Argument für den Kirchenaustritt benutzt. Dass die Einmischung in soziale und politische Fragen von Glauben her geradezu geboten ist, sehe ich auch durch die Rede des Amos belegt.

Die Kultkritik des Amos ist dagegen nicht auf heutige Zeiten zu übertragen. Wo erfährt ein Christ etwas über Gott, über seinen Willen und über sich selbst? Dies ist der Sinn von Gottesdienst, von Predigt, Gebet und Liedern. Unsere kleine Hostie und der kleine Schluck Traubensaft/Wein zum Abendmahl, sind mit dem Essen der Opfertiere zu Amos Zeiten nicht zu vergleichen. Religion und Moral möchte ich zugleich auseinanderhalten und zusammenhalten, ebenso Gottesdienst und Gerechtigkeit.

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Heinz Janssen
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