Weihnachtspostkarte an Paulus

Paulus stellt sich vor, und die Gemeinde gibt eine Antwort

Predigttext: Römer 1,1-7
Kirche / Ort: Luther-Melanchthon-Gemeinde / Karlsruhe-Durlach
Datum: 26.12.2018
Kirchenjahr: Christfest (2)
Autor/in: Pfarrer Johannes Kurz

Predigttext: Römer 1,1-7 (Übersetzung nach Martin Luther)

1 Paulus, ein Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, ausgesondert zu predigen das Evangelium Gottes, 2 das er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der Heiligen Schrift, 3 von seinem Sohn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch, 4 der eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist, der da heiligt, durch die Auferstehung von den Toten – Jesus Christus, unserm Herrn. 5 Durch ihn haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, den Gehorsam des Glaubens um seines Namens willen aufzurichten unter allen Heiden, 6 zu denen auch ihr gehört, die ihr berufen seid von Jesus Christus. 7 An alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

 

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Grußkarten zu Weihnachten, ich bekomme sie immer noch. Sie sicherlich auch. Mit bunt behängten Christbäumen, roten Rentiernasen, mit Strohengeln und Spuren im Schnee, mit Krippenszenen und Sternenhimmel. Mehr als früher bekomme ich Grüße über das Internet. Kurz vor Weihnachten füllen sie mein elektronisches Postfach. Manchmal sind es so viele, dass ich nicht so recht weiß: welche dieser Emails soll ich jetzt öffnen, welche ist wichtig. Da schaue ich dann auf den Betreff und auf den Absender, um zu entscheiden.

Unbekannte Gemeinde in Rom

Der Bibeltext für die heutige Predigt steht im Römerbrief, im ersten Kapitel, die Verse 1-7. Der Apostel Paulus schreibt der christlichen Gemeinde in Rom, die ihn nicht persönlich kennt, die vielleicht schon von ihm gehört hat – wer weiß was, womöglich nichts Gutes. Deshalb will er gleich zu Beginn klar machen, wer da schreibt und um was es ihm mit seinem Schreiben geht: warum es sich lohnt, diesen Brief zu lesen.

(Lesung des Predigttextes)

Ist es ihm gelungen, liebe Gemeinde? Hat er sie neugierig gemacht auf das, was er zu sagen hat, dieser Paulus: ein Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel? einer, der die gute Nachricht, das Evangelium predigen soll, predigen will bis an die Enden der Erde. Hat er uns erreicht mit seinen Worten?

Gott macht sich klein

An diesem Weihnachtsmorgen, an dem wir uns zum Stall hin aufmachen, an die Krippe treten, uns hinabbeugen, hineinschauen und erblicken das Wunder, das da geschah: dass Gott sich beugte, dass Gott sich klein machte, dass er ein Mensch, ein Kindelein wurde  – zu Bethlehem geboren. Ein Wiegenlied haben wir ihm angestimmt, diesem Jesuskind, das wir da gefunden haben, das uns da gefunden hat, und fasziniert und nicht mehr loslässt. Das uns zu Herzen geht mit seinem Liebreiz.

Was die Propheten in der Schrift zuvor verheißen haben, das ist wahr geworden, sagt Paulus. Gott hat besucht sein Volk. Das Evangelium, die gute Nachricht von seinem Sohn, hat sich erfüllt. Paulus stellt die Christen in Rom und uns heute mit ihnen hinein in eine große Verheißungs- und Erfüllungsgeschichte. Für ihn ist der Glaube an Christus  verbunden mit dem Eingewurzeltwerden in die Heilserfahrungen Israels, wie sie in den Schriften und durch die Propheten weitergegeben und festgehalten wurden. Von ihnen wird Jesus, der Messias, der Christus, bezeugt: Er ist der aus dem Geschlecht David nach dem Fleisch, der, auf dem die Hoffnung Israels ruhte und ruht, der Messias, der Friedensfürst, der da kommen soll.

Aber Jesus ist noch mehr: er ist, so hat es Paulus in seiner Berufung erlebt, der Auferstandene, der durch den Geist, der da heiligt, in Kraft Eingesetzte, der Inthronisierte, der, der das Sagen hat. Der hat ihn gesandt, um unter allen Heiden den Gehorsam des Glaubens aufzurichten. 

Arbeit der Erbauung

Puhh, liebe Gemeinde. Das hört sich nach schwerer Arbeit an: den Gehorsam des Glaubens aufzurichten. Wer schon einmal an einem Haus mitgebaut hat, oder auch nur an einem Gartenhäuschen, oder auch nur an einem Ikea-Regal, der weiß: etwas aufzurichten, das hält und Bestand hat, das ist Arbeit. Wenn  wir heute hier miteinander Gottesdienst feiern, in diesem Haus, an diesem Ort, dann ist das eine Folge der Anstrengungen, die Paulus  und mit und nach ihm viele andere unternommen haben: unter allen Heiden den Gehorsam des Glaubens aufzurichten. Und auch wenn wir heute nicht gleich alles verstanden haben, was Paulus schrieb und sagen will, für eine kleine Rückantwort reicht es, denke ich.

Antwortpostkarte

Also könnten wir ihm jetzt eine Antwortkarte schreiben einen Moment, ich bin gleich soweit … jetzt …

Lieber Paulus,

vielen Dank für deine Weihnachtsgrüße. Wir freuen uns, dass Du uns geschrieben hast und Deine Segenswünsche uns erreicht haben. Wir hoffen, es geht dir gut in Korinth. Hier bei uns  ist es kalt und nass, aber ums Wetter soll es jetzt nicht gehen, sondern um die Wärme unserer Herzen, die uns verbindet. Wir haben jetzt noch nicht alles gelesen, und auch nicht alles verstanden, ja, so ist es, aber wir wollen Dir dennoch gerne rückmelden, dass es uns viel bedeutet, was Du uns schreibst. Du nennst uns Geliebte Gottes und Heilige, und das nicht, weil Du uns kennst – Klammer auf – da würdest du vielleicht anders schreiben – Klammer zu.

Du nennst uns Geliebte Gottes, weil Du Gottes große Liebe kennst, die uns einschließt. Wir sind hier heute zum Gottesdienst zusammengekommen, um diese Liebe zu feiern in Liedern und Gebeten, um Gott zu danken für seinen Sohn, den er uns gesandt hat, und für seine Apostel, seine Zeugen, auch für dich. Wir finden es beachtlich, was du alles auf dich genommen hast, um anderen von Jesus zu erzählen und ihr Leben so auf ein neues Fundament zu stellen. Du gibst ihnen Hoffnung und Tipps, wie sie ihren Glauben im Alltag leben können.

Nicht alle deine Tipps kommen gut an. Das geht uns genauso. Es ist nicht leicht, wenn man in der Familie und mit Freunden nicht dieselbe Freude am Glauben teilen kann. Gut zu wissen, dass das nicht zum Bruch führen muss, sondern wir uns in unserer Verschiedenheit annehmen und sehen dürfen als Gottes Kinder. 

Beten wir füreinander und für diese Welt. Wir haben es nötig, dass andere an uns denken. Das tut uns gut.
Wir grüßen Dich, grüße auch Gaius, bei dem du wohnen kannst und Tertius, der diesen Brief für dich geschrieben hat, und alle dortigen Brüder und Schwestern. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. 

Lieder

EG 27,1-4 „Lobt Gott, ihr Christen alle gleich“
EG 288,1 „Nun jauchzt dem Herren alle Welt“
EG 32,1-4 „Zu Bethlehem geboren“
EG 39,1-4+7 „Kommt und lasst uns Christus ehren“
Neues Liederheft 80 „Stern-kind, Erd-kind“

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