“Wie stelle ich mir Gott vor?”

Wie können wir für den Glauben an den Gott Israels und den Vater Jesu Christi begeistern?

Predigttext: 1. Thessalonicher 1,2-10 (mit Exegese und liturgischen Empfehlungen)
Kirche / Ort: Trinitatiskirche / Berlin-Charlottenburg
Datum: 02.09.2018
Kirchenjahr: 14. Sonntag nach Trinitatis
Autor/in: Pfarrer Mag. theol. Ulrich Hutter-Wolandt

Predigttext: 1. Thess 1, 2-10 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

Der vorbildliche Glaube der Gemeinde
2 Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unsern Gebeten
3 und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.
4 Brüder und Schwestern, von Gott geliebt, wir wissen, dass ihr erwählt seid;
5 denn unser Evangelium kam zu euch nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft und in dem Heiligen Geist und in großer Fülle. Ihr wisst ja, wie wir uns unter euch verhalten haben um euretwillen.
6 Und ihr seid unsere Nachfolger geworden und die des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im Heiligen Geist,
7 sodass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Makedonien und Achaia.
8 Denn von euch aus ist erschollen das Wort des Herrn nicht allein in Makedonien und Achaia, sondern an allen Orten hat sich euer Glaube an Gott ausgebreitet, sodass es nicht nötig ist, dass wir darüber etwas sagen.
9 Denn sie selbst verkünden über uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt zu Gott, weg von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott.
10 und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns errettet vom zukünftigen Zorn.

Exegetisch-homiletische Erwägungen

Paulus hat die frühchristliche Gemeinde in Thessalonich, der Hauptstadt Makedoniens, um das Jahr 49 n. Chr. bei seiner Zweiten Missionsreise gegründet (vgl. Apg 17,1-15). Das passte in das Missionskonzept des Paulus, der die frühchristlichen Gemeinden in den großen Städten der damaligen antiken Welt etablieren wollte, um von hier aus den christlichen Glaubens auch in die Fläche zu bringen.

Im Proömium 1. Thess 1, 2-10 spricht Paulus die Thessalonicher als ehemalige Heiden an (vgl. 1. Thess 1,9f). Es handelt sich bei dieser Gemeinde um eine kleinere Gruppierung, die von ihrer Umwelt offensichtlich verfolgt wird und ziemlich viel durchmachen muss (vgl. 1. Thess 1,6; 2,14; 3,3f.).

Der 1. Thess ist der älteste schriftlich hinterlassene Brief des Paulus, um das Jahr 50 n. Chr. geschrieben, also nur wenige Monate nach Gründung der Gemeinde. Paulus musste, um seinen Missionserfolg nicht zu gefährden, überstürzt abreisen und schickte dann von Athen aus seinen engsten Mitarbeiter Timotheus, der Paulus über die aktuelle Lage in Thessalonich berichten sollte. Die Lage in der Stadt schien sich inzwischen aber beruhigt zu haben, und so kann Paulus nach dem Bericht des Timotheus die Thessalonicher nur ermuntern, bei ihrem bisherigen Weg im christlichen Glauben zu bleiben.

Ein brennendes Problem in dieser christlichen Gemeinde war die Sorge um die „Toten in Christus“. Die Thessalonicher hatten Sorge, dass wer vor der Parusie stirbt, als verloren gelten muss (1. Thess 1,9f.). Diese Überlegungen lassen sich möglicherweise mit einer fehlenden Vertrautheit mit jüdischer oder frühchristlicher Apokalyptik erklären.

Paulus verfasst diesen Brief, um Gott und der Gemeinde zu danken, dass sie den Weg des Glaubens an Jesus Christus trotz aller möglichen Anfeindungen beschritten haben. Deshalb ist die gesamte erste Hälfte des Briefes eine große Danksagung. Am Beginn des Briefes steht die Erinnerung an den Gründungsaufenthalt, der erst kurze Zeit zurück liegt, aber bereits große Erfolge gezeigt hat, wie Paulus schreibt. Er muss sich dabei auf den Bericht des Timotheus beziehen, der bei seinem Besuch offenbar das Echo in der Gemeinde aufgenommen hatte.

Die frühchristliche Gemeinde scheint sich auch in den Provinzen Makedonien und Achaia – in diesen Provinzen liegen die Orte Thessalonich und Korinth – etabliert zu haben. Paulus kleidet seinen Dank in die standardmäßig praktizierte Form der „captatio benevolentiae“, die hier in besonders ausführlicher Weise angewandt wird. Aber diese besonderen Töne, die Paulus am Beginn seines Thessalonicherbrief anschlägt, sind nicht nur der Tatsache geschuldet, dass es mit der Sache Jesu in Thessalonich weitergeht, sondern er möchte mit diesen Worten auch die Gemeindeglieder in der Region motivieren, von der Sache des Christentums nicht abzulassen.

Die Sätze des Paulus machen aber auch die Dimension des Heilsgeschehens deutlich. Der Abschnitt ist einfach aufgebaut, der Originaltext besteht aus zwei gegliederten Hauptsätzen. Beim 1. Satz 1Thess 1,2‐5 „Wir danken Gott…“ spricht Paulus im pluralis majestaticus, beim 2. Satz 1Thess 1,6‐10 spricht er die Thessalonicher persönlich an: „Ihr seid …“. Paulus hebt beim Danken das Verhalten der Thessalonicher hervor, dass durch Gottes Handeln an und mit ihnen begründet ist. Der erste Satz der Danksagung nennt die Form und die wichtigsten Gründe.

Die Perikope ist folgendermaßen gegliedert: V. 2 Gebet; V. 3 Die Erinnerung an Glaube, Liebe und Hoffnung; V. 4 Wissen um die Berufung; V. 5 Der Erfolg der Mission durch die Annahme des Evangeliums; V.6 Nachahmung des Apostels und des Kyrios; V. 7 Vorbild für alle Gläubigen; V.8 Verbreitung des Wortes Gottes; V.9f. Die gläubige Erwartung. Gott ist in dieser Perikope Anfang und Ende des Geschehens. Der Dank des Apostels ist bescheiden formuliert, denn er sieht sich nur als einen kleinen Teil des großen Geschehens des Glaubens vor dem Hintergrund der eschatologischen Vollendung, die aus dem Kerygma von Kreuz und Auferstehung besteht. In diesem Zusammenhang sind Paulus und seine Gemeinde als Einheit zu sehen, eine Einheit, die nicht auseinanderdividiert werden kann, weil beide sich wechselseitig bedingen. Nur so strahlt die christliche Botschaft in die pagane wie christliche Umwelt aus. Und da gilt es für die heutige Zeit anzuknüpfen.

Wie soll Gemeinde heute aussehen? Wie präsentieren wir uns in der Öffentlichkeit? Müssen wir unser Verhältnis zur Öffentlichkeit neu bestimmen? Eine Kirche, die sich nicht mehr zu ihrem Grundkerygma von Kreuz und Auferstehung bekennt, verfehlt ihren entscheidenden Auftrag. Für mich sind deshalb immer noch die Worte von Dietrich Bonhoeffer, die er an Eberhard Bethge nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 21. Juli 1944 geschrieben hat, wegweisend, weil er das Christentum sich nur in der Diesseitigkeit bewähren sieht: „Nicht die platte und banale Diesseitigkeit ... sondern die tiefe Diesseitigkeit, ... in der die Erkenntnis des Todes und der Auferstehung immer gegenwärtig ist, meine ich“. (Dietrich Bonhoeffer S. 541).

In unserer Gemeinde feiern wir das "Hoffest" und die Hl. Taufe.

Wochenspruch

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. 103, 2

Psalm 146

Epistel Römer 8, (12-13). 14-17

Evangelium Lukas 17, 11-19

Eingangsgebet

Lieber Vater im Himmel, wir feiern Gottesdienst an diesem Hoffest unserer Gemeinde, um dich zu loben und zu preisen. Wir danken für all das Gute, das wir durch dich in dieser Woche erfahren haben. Wir freuen uns über die Taufe, die wir heute in diesem Gottesdienst vollziehen werden. Es ist schön, dass unsere Gemeinde wächst. Du hast jeden von uns mit vielen Begabungen ausgestattet. Mach uns fähig sie zum Wohle der Menschen, die uns begegnen und anvertraut sind, zu nutzen. Lieber Vater, manchmal denken wir zu wenig im Alltag an dich. Hilf uns immer wieder, dich nicht zu vergessen, weder heute am Sonntag, noch morgen, wenn der Alltag mit seiner Geschäftigkeit uns wiederhat und uns auch manchmal überrollt.

Schlussgebet

Herr, unser Gott und Vater, wir danken dir für dein Wort, das du uns schenkst. Wir danken dir, dass du uns Menschen an die Seite gestellt hast, die für uns Vorbilder im Glauben geworden sind. Durch viele verschiedene Menschen hast du uns geholfen, den Weg der Nachfolge zu finden. Du hast einst schon deine Jünger und Apostel befähigt, Worte von dir zu sagen und weiterzugeben, die uns bis heute Hilfe und Trost sind. Du hast immer wieder Menschen berufen, deine Gemeinde zu leiten. Dafür sind wir dir dankbar.

Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass wir zu deiner Gemeinde gehören. Wir bitten dich, mach uns fähig, in deiner Nachfolge mitzuarbeiten. Mach uns fähig, dein lebendiges und tröstliches Wort anderen Menschen so weiterzugeben, dass es verstanden wird und auf guten Boden fällt. Wir bitten dich für den Täufling und seine Familie sowie die PatInnen, dass sie sich in unserer Gemeinde wohlfühlen und dem Kind zusammen mit der Gemeinde die lebensfrohe Botschaft des Evangeliums weitergeben.

Wir bitten dich für alle, die in den Erwachsenenkreisen, im Kindergottesdienst, in der vielfältigen Kirchenmusik und in der Konfirmanden- und Jugendarbeit in unserer Gemeinde tätig sind, segne ihre Arbeit und lass sie Freude an ihrer Arbeit haben.

Heilige Geistkraft, wir freuen uns darüber, dass du uns stark machst, deine ZeugInnen zu sein. Lass uns jeden Tag erfahren, dass wir in deiner Kraft auch die Zeiten unseres Lebens bestehen können, die uns manchmal Sorgen und Nöte machen.

Vater, Sohn und Heilige Geistkraft, wir bitten dich, erbaue unsere Gemeinde, unsere Landeskirche und unser ganzes Land und fange bei uns im Kleinen hier an.

Lieder

EG 449, 1-4
EG 324, 1-7
EG 243, 1-2
EG 321, 2+3.

Literatur

J. Bickmann, Kommunikation gegen den Tod. Studien zur paulinischen Briefpragmatik am Beispiel des Ersten Thessalonicherbriefes, Würzburg 1998;
Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, DBW 8, 1998;
K. P. Donfried, The Theology of 1Thessalonians, in: The Theology of the Shorter Pauline Letters, ed. K.P. Donfried – H. Marshall, Cambridge 1993, 1-79;
O. Hofius, Paulusstudien, Tübingen 1994 (2. Aufl.);
T. Holtz, Der erste Brief an die Thessalonicher, EKK XIII, Neukirchen-Vluyn 1986; Rudolf Hoppe, Der erste Thessalonikerbrief. Kommentar, Freiburg 2016;
Chr. Landmesser, Erster Thessalonicherbrief, in: F. W. Horn (Hg.), Paulus Handbuch, Tübingen 2013, 165-172; ders., Das Konzept des Heils im Ersten Thessalonicherbrief, in: P.-G. Klumbies und D. S. du Toit (Hg.), Paulus – Werk und Wirkung. Festschrift für Andreas Lindemann zum 70. Geburtstag, Tübingen 2013, 81-101;
E. Reinmuth, Der erste Brief an die Thessalonicher, NTD 8/2, Göttingen 1998;
Stefan Schreiber, Der erste Brief an die Thessalonicher. ÖTK 13/1, Gütersloh 2014;
W. Trilling, Die beiden Briefe des Apostels Paulus an die Thessalonicher. Eine Forschungsübersicht, in: W. Haase (Hg.), Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Teil II: Principat. Bd. 25 (Teilband 4). Religion, Berlin – New York 1987, 3365-3403;
Ph. Vielhauer, Geschichte der urchristlichen Literatur. Einleitung in das Neue Testament, die Apokryphen und die Apostolischen Väter, Berlin – New York 1978, 81-89.

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Heute habe ich Euch und Ihnen zu unserem Hoffest etwas mitgebracht, nicht hier aus Berlin, sondern von ganz weit weg (großen Briefumschlag zeigen). Dieser Brief hier stammt aus Thessalonich, der Hauptstadt Mazedoniens. Jedenfalls ist er an die Gemeinde dort gerichtet und zwar von Paulus und seinem Mitarbeiter Silvanus. Ich muss zugeben, ich bin richtig aufgeregt. So ein Brief ist für mich immer ganz spannend, weil ich nie so genau weiß, was da wohl drinsteht. Der Briefschreiber hat sich viel Mühe gegeben, um in seinem Brief nach richtigen Worten zu suchen. Er muss die Leute in Thessalonich gut gekannt haben, denn der Brief ist sehr persönlich geschrieben. Die Leute haben Paulus sehr nahegestanden, trotz der vielen hundert Kilometer ins nahe Athen, wo Paulus sich zwischendurch aufhielt.

Wir können uns in Paulus ganz gut hineinversetzen, wir schreiben zwar noch ganz selten Briefe, tauschen aber mit Menschen, die wir kennengelernt haben oder die wir mögen, im 21. Jahrhundert ziemlich rasch die e-mail oder Facebook-Adressen aus. Wir wollen, wenn uns die Menschen wichtig sind, die Verbindung auch über weite Entfernungen beibehalten. Trotzdem muss ich immer wieder feststellen, dass viele Beziehungen nicht dauerhaft halten. Und wenn sie doch halten, dann sind es nicht die oberflächlichen Kontakte a la email oder Facebook, sondern es sind die engen und persönlichen Freundschaften und die, die vielleicht zu solchen werden. So ähnlich wie bei Paulus und der Gemeinde in Thessalonich.

Ein Brief hat immer etwas Persönliches, auch dieser hier. Er strahlt Wärme und Nähe aus. Und damals ging es ziemlich heiß her in der Großstadt Thessalonich, so um das Jahr 50 n. Christus, als Paulus und sein Mitarbeiter Silvanus in Thessalonich waren. Erst wurden die beiden in Philippi ins Gefängnis geworfen und dann mussten sie in Thessalonich eilig die Stadt verlassen. Denn einige Menschen fühlten sich dort von Paulus bedroht, weil Paulus und Silvanus die Botschaft von Jesus Christus unter sehr einflussreichen Frauen und einigen Männern der Stadt verbreiteten. Vielleicht mussten sie sich auf der Straße damals so einiges anhören, wurden beschimpft oder angespuckt für ihre Botschaft vom lebendigen und auferstandenen Herrn. So genau wissen wir das nicht, wir können da nur Vermutungen anstellen. Vielleicht kennt aber Paulus die Antwort auf unsere Fragen und Vermutungen. Ich mache jetzt einmal den Brief auf, und wir hören, was Paulus da schreibt.

(Lesung des Predigttextes, V. 2–3 nach der Genfer Übersetzung)

Hier schreibt einer voller Be-geisterung. Da wird von Arbeit in der Liebe und von Geduld in der Hoffnung auf Jesus Christus gesprochen. Die Christen in der Stadt haben durchgehalten. Kein Wunder, dass Paulus da happy und fröhlich ist. Wo doch Rom, die Staatsmacht damals das frühe Christentum mit allen Mitteln zu bekämpfen versuchte. Doch wie gehts in unserem Brief weiter?

(Lexung Predigttextes, V.5-7 nach der Genfer Übersetzung)

Damit scheint jetzt für Paulus alles klar. Doch bitte warten Sie noch einen kleinen Augenblick, der Briefteil ist noch nicht zu Ende, denn Paulus schreibt weiter:

(Lesung des Predigttextes, V.8-10 nach der Genfer Übersetzung)

Paulus ist erleichtert, dass die Gemeinde im Innern stark geblieben ist und sich nicht dem Druck von außen gebeugt hat. Paulus und Silvanus sehen sich in ihrer Arbeit bestätigt und können deshalb auch selbstbewusst schreiben, dass die Gemeinde gewachsen ist, trotz der Bedrängnis von innen und außen. Paulus und Silvanus ist jedoch klar: dieser Erfolg geht nicht auf sie allein zurück. Sie haben Gottes gütige Begleitung erfahren, er hat ihnen Mut zugesprochen, nicht nachzulassen in der Sorge und Fürsorge um diese Gemeinde.

Die Einschränkungen und Belastungen, unter denen damals die Christen im Römischen Reich lebten, waren groß. Es waren ja nicht einmal zwanzig Jahre nach Jesu Tod vergangen, und die frühchristlichen Gemeinden waren um das Jahr 50 n. Chr. schon ganz schön gewachsen, für Rom eine ernstzunehmende Konkurrenz zur römischen Staatsreligion. Paulus und sein Mitarbeiter Silvanus haben der Gemeinde immer wieder Mut zugesprochen: ihr, hier in Thessalonich, habt euch zu Gott bekannt, zum lebendigen und wahren Gott, der Jesus Christus von den Toten auferweckt hat. Dieses Grundbekenntnis gab den Menschen Hoffnung in einer politisch hoffnungslosen Zeit. Dieses Bekenntnis von Kreuz und Auferstehung stärkte ihnen den Rücken und hielt die Gemeinde zusammen. Und diese neu gegründete Gemeinde hat die Botschaft von Jesus Christus dann auch in ihrem Umfeld und den angrenzenden Regionen verbreitet. Die Mitglieder der Gemeinde in Thessalonich wurden damit zu Boten und Vermittlern der frohmachenden Botschaft. Damit haben sie das von Paulus und Silvanus begonnene Werk fortgesetzt.

Doch diese frühchristliche Gemeinde hatte es keineswegs in ihren Anfängen einfach, sie musste wegen Paulus und Silvanus einiges erdulden. Paulus spricht hier nicht konkret, sondern deutet das Problem, um das es geht, in diesem Brief nur an. Die Menschen damals wussten sicher genauer, was mit diesen Andeuten in seinem Brief meinte. Wir heutigen Zuhörer können da nur mutmaßen. Was auch immer vorgefallen ist, welche Fehler gemacht wurden, es geschah sicher nicht in böser Absicht. Paulus wollte, dass die Menschen nicht auf gemachten Fehlern ihr Leben bauen, sondern in Glaube, Hoffnung und Liebe miteinander umgehen. Denn die Liebe in Jesus Christus verbindet auch in Konfliktsituationen ChristInnen miteinander – sogar über weite Entfernungen hinweg.

Paulus hatte die Erfahrung gemacht, dass es manchmal nicht so leicht ist, die Verbindung zu Gott zu halten und Gott in seinem Leben zu spüren. Auch für ihn war sicher, wie manchmal für Menschen bei uns, Gott ganz weit weg. Er fühlte sich manchmal auch von Gott verlassen. Wie können wir uns ihm nähern? Vielleicht so wie ich es mit KonfirmandInnen erprobt habe: Im Konfi-Raum gibt es verschiedene Orte, an denen Jugendliche über Gott nachdenken können: ein Ort mit biblischen Aussagen zu Gott, die auf Zetteln stehen (einige Aussagen werden vorgelesen):
5.Mose / Deuteronomium 6,4-5: Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein. 5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Psalm 23: Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln …

Ein Ort , an dem die Jugendlichen mit aus Ton geformten Plastiken eine Antwort auf die Frage “Wie stelle ich mir Gott vor“ darstellen (drei Beispiele zeigen: Taube, Sonne, Herz). Ein anderer Ort, an dem die Jugendlichen Gott eine SMS schreiben konnten. -Haben Sie schon einmal versucht, Gott eine SMS zu schreiben. Wenn ich mich hinsetze, um eine SMS zu verfassen, dann überlege ich mir, wer die Person ist, an die ich schreibe. Wie sieht sie aus, was denkt sie vielleicht? Die Jugendlichen haben nach der Übung dies so beschrieben, als würden sie direkt zu Gott sprechen. Versuchen Sie es doch einmal nachher, wenn Sie nach unserem schönen Hoffest zu Hause sind. Selbst wenn ich Gott vielleicht nicht näherkomme, erfahre ich ganz viel über mich und auch über meine Beziehung zu Gott.

Uns trennen fast 2000 Jahre von Paulus, Silvanus und den Thessalonichern. Trotzdem kann dieser Brief eine Brücke zwischen damals und heute bauen, weil seine Botschaft alle erreicht: diese tröstliche Botschaft Gottes, der uns liebt, hält und trägt zu allen Zeiten unseres Lebens. Versuchen wir es doch einfach schon heute nach diesem Gottesdienst beim Hoffest unserer Kirchengemeinde einem anderen Menschen zu zeigen, dass dieser Mensch ein liebenswerter, ein von Gott geliebter Mensch ist. Wir können es zeigen, indem wir einem Menschen helfen, ihn anlächeln, ihn vielleicht zum Mittagessen oder zum Kaffee einladen, ihm eine Karte, eine email, SMS oder einen Brief schreiben.

Den Brief, den wir heute von Paulus bekommen haben, dürfen, ja sollen wir immer und immer wieder lesen. Dieser Brief hat über die Jahrhunderte hinweg nichts von seiner Bedeutung eingebüßt, ganz im Gegenteil. Weil er genau wie damals diese liebevolle Botschaft uns auch an diesem Tag mitgibt: Wir sind Gottes Kinder, von Gott über alles geliebt. Von dieser Liebe dürfen wir weitergeben, an unsere NachbarInnen im Gottesdienst oder an die Menschen, denen wir heute an diesem Tag in unserer Gemeinde oder auf der Straße begegnen. Wenn wir das tun, dann begeistern wir wie Paulus andere Menschen, die dann vielleicht ebenfalls begeistert von ihrem Glauben an den lebendigen Herrn erzählen. Versuchen Sie es doch einfach einmal, es lohnt sich ganz bestimmt.

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