Predigt

"Wieviel mehr …"

GOTT ist in de Welt und lässt sich bitten

PredigttextLukas 11,5-13
Kirche / Ort:Magdeburg
Datum:21.05.2017
Kirchenjahr:Rogate (5. Sonntag nach Ostern)
Autor:Pastor em. Dr. habil. theol. Günter Scholz

Predigttext: Lukas 11,5-13 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

5 Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch hat einen Freund und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf. 9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. 11 Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, und der gibt ihm statt des Fisches eine Schlange? 12 Oder gibt ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion? 13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!

Exegetische (1) und homiletische (2) Bemerkungen zum Predigttext

(1) Das Gleichnis vom bittenden Freund (Lk 11,5-8) ist Teil des lukanischen Gebetskatechismus. Er besteht aus der lukanischen Vaterunser-Form (11,1-4), dem Gleichnis selbst (11,5-8), Jesu kommentierender Verheißung (11,9-10) und einem weiteren Gleichnis vom Vater und dem bittenden Sohn (11,11-13). Lk 11,5-8 ist lukanisches Sondergut, 11,9-13 hat Lukas aus Q übernommen, ebenso das Vaterunser. Gebetsparänese ist Lukas wichtig (vgl. auch das Gleichnis 18,1-8). Die lk Komposition in 11,1-13 macht Sinn: Das Gleichnis vom bittenden Freund relativiert die Heiligung des Namens zugunsten der Intensität des Gebets „ohne Scham und Scheu“ (anaídeia, Luther „unverschämt“). Zugleich wird es durch ein „Vorzeichen“ und durch ein „Ausrufezeichen“ ins rechte Licht gerückt: „Dein Reich komme“ stellt Gottes Herrschaft (und seinen Willen, bei Mt) über alles; „Bittet, so wird euch gegeben …“ verleiht dem intensiven Gebet Sinn. Gleichnis und Verheißung werden durch das Vater-Sohn-Gleichnis noch einmal verifiziert.

(2) Unter dem 29.5.2016 habe ich im Predigtforum behauptet: Die Gottesfrage ist als Menschheitsfrage untergründig immer präsent. Dazu stehe ich. Dem steht nicht entgegen, dass ich meinen Hörern Gott nahe bringen muss. Denn wenn es um Kommunikation mit Gott geht (Rogate!), muss er in Sicht- bzw. Hörweite sein. Gott aber wird im Allgemeinen als der ferne Gott wahrgenommen. Zur Überwindung der Distanz möchte ich anleiten und Mut machen. Hier befinde ich mich in Übereinstimmung mit dem lk Jesus, für den die Heiligkeit und die Weltlichkeit Gottes kein Widerspruch ist. Ich muss also ein Gottesbild (nach)zeichnen.

Ich werde die Funktion der Gleichnisse als Teilaspekte des Gottesbildes erläutern. Zur Veranschaulichung dient mir das Gottesmosaik von der Wendelsteinkapelle (im Internet unter Stichwort: Gott-Vater Mosaik). Jedes Gleichnis ist ein Mosaikstein zum Gesamtbild. In Lk 11,5-8 geht es um die Züge im Gottesbild: „Gott ist in der Welt“ und „Gott lässt sich bitten“. Das hat die Predigt herauszuarbeiten und zu einer entsprechenden Haltung und herauszuarbeiten und zu einer entsprechenden Haltung und Handlung Mut zu machen. Lk 11,11-13 wird vernachlässigt.

Zum Leben und Werk Paul Celans sowie zu seinem vollständigen Gebets-Gedicht: www.deutschlandfunk.de/paul-celan-und-die-shoa-der-dichter-und-der-ferne-gott.2540.de.html?dram:article_id=382023) (gesendet:29.3.2017; aufgerufen:30.3.2017). Als alternativer Schluss statt des Gebets von Celan könnte auch ein Abspielen des Country-Songs „I hear them all“ der amerikanischen Gruppe Old Crow Medicine Show stehen. Konfirmanden werden begeistert sein.

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Heinz Janssen
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