Predigt

"Wir können neu ins Leben gehen…"

Taufe und neues Leben

PredigttextRömer 6,3-8 (9-11) - mit exegetischen und homiletischen Anmerkungen
Kirche / Ort:66989 Nünschweiler
Datum:24.07.2022
Kirchenjahr:6. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrerin Anke Andrea Rheinheimer

Predigttext: Römer 6 3-8(9-11), Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017

3 Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.

5 Denn wenn wir mit ihm zusammengewachsen sind, ihm gleich geworden in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein.

6 Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen. 7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. 8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, 9 und wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod wird hinfort über ihn nicht herrschen. 10 Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für alle Mal; was er aber lebt, das lebt er Gott. 11 So auch ihr: Haltet euch für Menschen, die der Sünde gestorben sind und für Gott leben in Christus Jesus.

Exegetische und homiletische Anmerkungen

Schon bei der Frage des genauen Empfängerkreises dieses Briefes werden von namhaften ExegetInnen mehrere Optionen erwogen. Paulus verwendet im Präscript des Römerbriefs nämlich nicht wie sonst die Formel „an die Gemeinde Gottes, die in Rom ist“, sondern er schreibt „an alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom“ (Röm 1,7). Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass es in Rom nicht eine einzige große christliche Gemeinde als Adressatin gab, sondern dass der Brief an alle Christen gerichtet war, die sich am Rand von jüdischen Synagogalverbänden und in mehreren kleinen christlichen Hausgemeinden, die nebeneinander existierten, dezentral trafen.

Die Grußliste in Römer 16 nennt explizit 5 Hausgemeinden in Rom (Röm 16,5.10.11.14.15), es können natürlich auch mehr gewesen sein. Unter allen diesen Christen könnte der Römerbrief in Rom kursiert sein und darüber hinaus vielleicht sogar wie ein Rundschreiben auch in weiteren Gemeinden.

Zusammengesetzt waren die römischen Hausgemeinden teilweise aus Judenchristen und teilweise aus Heidenchristen. Römische Christen mit jüdischem Hintergrund gingen vermutlich aus den großen jüdischen Diaspora-Synagogengemeinden hervor, die es in Rom gab.

Ausdrücklich setzt sich Paulus in Röm 3,1-8; 9-11 mit möglichen judenchristlichen Gegenargumenten gegen seine Theologie auseinander und rechtfertigt sich. Aus der Aussage in Röm 1,13f. geht jedoch ebenso eindeutig hervor, dass es in Rom, wie zu erwarten, auch sehr viele Heidenchristen gab: „Ich will euch aber nicht verschweigen, Brüder und Schwestern, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen – wurde aber bisher gehindert –, damit ich auch unter euch Frucht schaffe wie unter anderen Heiden. 14 Griechen und Nichtgriechen, Weisen und Nichtweisen bin ich es schuldig; 15 darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium zu predigen".

Insbesondere nach dem Edikt des Claudius 49 n.Chr. und der Vertreibung der Juden aus Rom wuchs die hiesige christliche Gemeinde durch bekehrte Heiden.

Die Gemeinde in Rom war keine Gründung von Paulus, und der Römerbrief nimmt insofern eine Sonderstellung innerhalb der Paulusbriefe, im sog. Corpus Paulinum, ein.

Paulus stellt sich und sein Evangelium im Römerbrief den Christen in Rom erst vor. Er will sie auf seinem Weg nach Spanien, in den Westen des römischen Reiches, besuchen, wohin er seine Missionstätigkeit nach Abschluss im Osten ausweiten will, und hofft auf ihre Unterstützung (Röm15,22-24):

„22 Das ist auch der Grund, warum ich so viele Male daran gehindert worden bin, zu euch zu kommen. 23 Nun aber habe ich keine Aufgabe mehr in diesen Ländern. Seit vielen Jahren habe ich aber das Verlangen, zu euch zu kommen, 24 wenn ich nach Spanien reise. Denn ich hoffe, dass ich bei euch durchreisen und euch sehen kann und von euch dorthin weitergeleitet werde, doch so, dass ich mich zuvor ein wenig an euch erquicke.“

Röm 6 nimmt möglicherweise ältere Tauftraditionen auf bzw. spielt auf diese an. (vgl. Stuhlmacher, S. 84). Die Taufe gibt dem Getauften Anteil am Kreuzes- und Auferstehungsgeschehen Jesu Christi. Er wird dadurch frei zu einem neuen Leben, verbunden mit dem auferstandenen Herrn, in Abkehr von der Sünde und in Hinwendung zur Gerechtigkeit (vgl. Stuhlmacher, S.84) Ähnlich auch: „(V. 3) In seinen Tod getauft, bei der Taufe stirbt der Mensch symbolisch, wie auch Christus starb und ist damit der Macht der Sünde gestorben (V.10); ebenso wie Christus wird auch er auferweckt werden.“ („Das Neue Testament - jüdisch erklärt“, S. 317f.).

Damit verteidigt Paulus sich gegen den Vorwurf, seine Taufe gebürtiger Heiden unter Verzicht auf die Beschneidung leiste der Sünde Vorschub. (vgl. Stuhlmacher, S. 84). Ab Röm 6,15 beschreibt Paulus den gleichen radikalen Umbruch im Leben der Christen im Bild vom Herrschaftswechsel, so in Röm 6,17:

„17 Gott sei aber gedankt: Ihr seid Knechte der Sünde gewesen, aber nun von Herzen gehorsam geworden der Gestalt der Lehre, an die ihr übergeben wurdet. 18 Denn indem ihr nun frei geworden seid von der Sünde, seid ihr Knechte geworden der Gerechtigkeit".

Literatur:

Bull, Klaus-Michael, Bibelkunde des Neuen Testaments. Die kanonischen Schriften und die Apostolischen Väter. Überblicke – Themakapitel – Glossar, Göttingen, 8. Aufl. 2018.

Das Neue Testament - jüdisch erklärt, hrsg. von Wolfgang Kraus, Michael Tilly und Axel Töllner, Stuttgart 2021 (deutsche Übersetzung des Jewish Annotated New Testament, Oxford ²2017).

Schlier, Heinrich, Der Römerbrief (HThK NT Band VI), Lizenzausgabe Leipzig 1978.

Stuhlmacher, Peter, Der Brief an die Römer (NTD Teilband 6), Göttingen 1989.

Lieder:

„Gott gab uns Atem, damit wir leben“ (EG 432

„Ich bin getauft auf deinen Namen“ (Wochenlied, EG 200)

„Fest soll mein Taufbund immer stehn“ (GL 964)„Ich sag ja zu dem, der mich erschuf“ (Wochenlied, EG.E 10)

Psalm 139=EG 778

Schriftlesung Jesaja 43,1-7

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