Wir würden es gerne anders haben
Die Hoffnung nicht aufgeben
Predigttext | |
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Kirche / Ort: | Fahrnau, 79650 Schopfheim |
Datum: | 25.06.2023 |
Kirchenjahr: | 3. Sonntag nach Trinitatis |
Autor: | Pfarrerin Ulrike Krumm |
Predigttext: Lukas 15,11-18 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)
11 Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. 12 Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. 13 Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. 14 Als er aber alles verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben 15 und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. 16 Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. 17 Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.
Impro-Szenen zu einem Familiengottesdienst
I Einstieg am Anfang: Weiß ich, dass ich verloren bin?
A+B kommen nacheinander von hinten völlig aufgelöst, suchen den Fahrradhelm / die Trinkflasche, reden davon, was passieren könnte, wenn beides nicht gefunden wird;
C+D sitzen erst in der Bank und bietet dann Hilfe an. Irgendwann finden sie das Gesuchte und zeigen darauf.
C/D: Guck mal, da ist der Fahrradhelm / die Trinkflasche doch!
A/B: „Mensch, da liegt er/sie die ganze Zeit und sagt nichts.“
C/D: Was soll es schon sagen? Der Fahrradhelm / die Trinkflasche weiß doch gar nicht, dass er / sie verloren war.
II Geschichte: Die verlorene Tochter
Manchmal sagen bei mir in der Schule sogar noch die großen Kinder: Kannst du uns eine Geschichte erzählen? Geschichten hören ist schön! Man braucht selber nichts zu tun und erlebt trotzdem etwas Spannendes. Und manchmal passiert es, da ist am – schwupps! – auf einmal selber mitten in der Geschichte drin. Und denkt: Auweia … wenn mir das passiert wäre!
Jesus – der konnte toll Geschichten erzählen! Er hat gemerkt: Wenn ich eine Geschichte erzähle, dann hören die Menschen zu. Und dann verstehen sie meistens mehr von Gott, als wenn ich versuche, ihnen etwas über Gott zu erklären. Gott erklären – das kann man ohnehin nicht. Aber Geschichten über ihn erzählen – das kann man.
Jesus hat es aber ganz schön schlau angestellt. Er hat nicht so direkt Geschichten über Gott erzählt. Mehr so hinten herum. Um die Ecke. Jesus hat meistens von ganz normalen Menschen erzählt. Aber irgendwie war Gott trotzdem mit dabei.
Heute spielen wir so eine Geschichte. Die hat es natürlich auch mit Verlieren und Wiederfinden zu tun. Aber Achtung! Wir spielen die Geschichte nicht ganz so wie Jesus sie erzählt hat. Wir ändern sie ein bisschen, damit sie besser zu uns passt. Ich glaube, für Jesus ist das in Ordnung. Das fängt gleich bei der Hauptperson an. In der Geschichte von Jesus ist es ein Sohn. Aber bei uns ist es eine Tochter.
Tochter betritt die Bühne
Die Tochter hat natürlich auch einen Papa … Vater zu seinem Platz
… und eine Mutter … Mutter zu ihrem Platz
… und sogar eine große Schwester.
Also – um ehrlich zu sein, bei Jesus kommt die Mutter gar nicht vor. Aber das fanden wir ein bisschen unfair. Darum kommt sie bei uns doch vor. Und jetzt müsst Ihr mal schauen, was passiert.
a) Tochter wird von Vater, Mutter und Schwester zu verschiedenen Tätigkeiten gerufen (immer abwechselnd).
– Vater: 1. Komm, hilf mir mal, die Tiere zu füttern! 2. Hilf mir schnell, den Zaun zu flicken – Mutter: 1. Kühe melken 2. Geschirrspüler ausräumen – Schwester: 1. Schnur drehen 2. Zimmer aufräumen
Tochter: Ja gut / Ich komme gleich … wird immer genervter und lustloser
Am Schluss Tochter in der Mitte: Ey! Und wo bleibe ich
Oh je – das ist aber wirklich nicht so toll, was die Tochter da erlebt. Alle wollen, dass sie irgend etwas macht. Sie muss immer springen. Vielleicht würde sie auch mal gerne spielen. Oder einfach machen was sie will. Aber sie hat das Gefühl, das kann sie gar nicht mehr.
Also denkt die Tochter: So geht das nicht weiter. Ich habe keine Lust mehr. Das ist kein schönes Leben. Also muss ich irgend etwas ändern. Aber was?
b) Die Tochter sucht ihr Glück
Tochter mit Smartphone am Rand: „Was soll ich nur machen?“
App 1 (mit Smartphone-Rahmen vor dem Gesicht): Hallo, ich bin Siri. Wie kann ich dir helfen? Tochter: Ich weiß nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll. App 1: Gründe doch eine Firma. Dann verdienst du viel Geld! Tochter: Ich weiß nicht, ich glaub, das ist nichts für mich.
Rahmen wird weitergegeben.
App 2: Hallo, ich bin Google. Wie kann ich dir helfen? Tochter: Ich weiß nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll. App 2: Du könntest Rockstar werden! Dann wirst du berühmt und alle finden Dich toll. Tochter: Ich weiß nicht, ich glaub, Musik ist nicht so mein Ding.
App 3: Hallo, ich bin Google Maps. Wie kann ich dir helfen? Tochter: Ich weiß nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll. App 3: Mach doch eine Weltreise! Dann siehst du ganz viele neue Länder. Tochter: Hm, ich glaube, das wäre was.
Tochter in die Mitte:
Egal wohin – Ich muss weg von hier. Smartphones klatschen Egal was – ich brauche viel Geld. Klatschen
Na ja, jetzt haben wir etwas geschummelt. Bei Jesus gab es noch keine Smartphones. Noch nicht einmal Telefone! Und Siris und Googles schon gar nicht. Aber das ist egal. Hauptsache, die Tochter weiß am Ende, was sie will: Sie will weg. Und sie braucht viel Geld. Wenn ich das habe, denkt sie, dann wird das Leben schön.
Ehrlich gesagt – bei Jesus fängt die Geschichte jetzt überhaupt erst an. Jesus erzählt, dass ein Sohn von seinem Vater ganz viel Geld will. Und dass er von zuhause weg will. Jesus erzählt nicht warum. Aber irgend einen Grund muss es ja haben. Meistens denkt man, dass der Sohn einfach keine Lust hat zu arbeiten. Dann kriegt er sozusagen alleine Schuld. Aber ich glaube, im Leben ist es anders. Da hat fast nie einer alleine Schuld. Da sind fast immer mehrere beteiligt, wenn es mal ein Problem gibt.
Jedenfalls geht der Sohn jetzt zu seinem Vater und sagt etwas, das ist schon ziemlich heftig. Er sagt: Wenn du mal stirbst, dann kriege ich doch ohnehin dein Geld. Zumindest die Hälfte davon. Darum kannst du es mir doch genauso gut gleich geben. Puh – da musste der Vater schon schlucken. Aber er hatte seinen Sohn lieb – auch wenn er ihn manchmal herumkommandiert hat. Darum hat er ihm tatsächlich das Geld gegeben. Und der Sohn zog los.
Bei uns ist es die Tochter, die jetzt ganz viel Geld hat und von zuhause weggeht. Und was sie dann erlebt, das sehen wir jetzt:
c) Unwahre Freundinnen
Tochter durch den Mittelgang, mit Rucksack. Freundinnen A-C an verschiedenen Orten, alle haben ein Band in der Hand.
A: Da kommt einer, der sieht aus, als ob er viel Geld hat. B: Stimmt. C: Ich glaub auch.
A umarmt Tochter: „Hallo, ich bin deine beste Freundin.“ Band um Taille schlingen
B schüttelt Tochter die Hand: „Hallo, ich bin deine beste Freundin.“ Band um ein Bein schlingen
C klopft Tochter auf die Schulter: „Hallo, ich bin deine beste Freundin.“ Band um Arm schlingen
A zieht auf eine Seite: Komm mit, hier werden wir sicher viel Spaß haben! Tochter: Ja, und ich hab ja auch Geld dabei. Sie öffnet den Rucksack, lässt etwas Geld da.
B zieht auf die andere Seite: Komm mit, hier ist es ober-cool! Tochter: Ja, und ich hab ja auch noch Geld dabei. Sie öffnet den Rucksack, lässt etwas Geld da.
C zieht wieder woanders hin: Komm mit, hier ist echt was los. Tochter: Ja, und ich hab ja auch immer noch Geld dabei. Sie öffnet den Rucksack, lässt etwas Geld da. Tochter am Ende in der Mitte: Aber jetzt hab ich kein Geld mehr!
Freundinnen zusammen: Eeeecht? Knoten das Band ab: Ciao. Mach’s gut. War nett mit dir Freundinnen zurück an ihre Plätze Habt ihr das gesehen? Die wollten nur das Geld! Die haben nur so getan, als ob sie beste Freundin wären. Oh, Jesus wusste: Richtige Freunde, die auch dann zu dir halten, wenn es dir mal nicht so gut geht, die gibt es nicht so oft. Das ist schade. Denn meistens wollen wir doch gerne Freunde haben. Aber wenn man Freunde hat, wird man leider manchmal enttäuscht. Also, ich hoffe, dass Ihr alle richtig gute Freunde habt! Und vor allem, dass ihr alle richtig gute Freunde seid! Denn das ist ja fast noch wichtiger: dass wir wissen, wie man sich benimmt, als Freund. Oder als Freundin natürlich.
Ja, und jetzt? Jetzt ist die Tochter ganz schön traurig. Und allein. Sie vermisst ihre Freundinnen. Sie vermisst auch ihre Eltern – und sogar die große Schwester ein bisschen. Aber sie kann jetzt einfach nicht zu ihnen zurück.
Warum nicht? Na ja … einerseits ist der Weg ziemlich weit. Aber andererseits – sie traut sich nicht. Ich bin doch weggelaufen, denkt sie. Dann kann ich doch jetzt nicht einfach zurück. Weil … dann müsste ich ja zugeben, dass es ein bisschen dumm war, was ich gemacht habe. Und das will ich nicht. Und dann denkt sie an ihren Vater und an das Geld, das jetzt weg ist. Das ist überhaupt kein schönes Gefühl. Ja, der Weg zurück für die Füße war schon weit. Aber der Weg zurück für das Herz war noch viel weiter.
Und jetzt passiert etwas ziemlich schlimmes. Schaut mal:
d) Tochter wird gefangen
Tochter läuft herum: Was soll ich jetzt nur machen? Mehrmals „Bürger“ kommt und packt sie an der Schulter: „Was du machen sollst? Du machst jetzt was ich will. Mitkommen!“
Ach je! Und jetzt? Der Mann, der die Tochter an der Schulter gepackt hat – oder die Frau – die hat gemerkt: Da ist eine, die hat jetzt gar nichts mehr. Noch nicht einmal zu essen und zu trinken. Die kommt alleine nicht weiter. Und dann hat sie ihr nicht etwa geholfen. Sondern sie hat sie gezwungen, etwas zu machen, was kein anderer machen wollte. Nämlich die Schweine zu hüten. Die anderen fanden das zu dreckig und eklig. Aber weil die Tochter sich nicht zu helfen wusste, konnte sie sich auch nicht wehren. Und nicht nur das – es kam noch schlimmer:e) Tochter bei den Schweinen
- Tochter hockt auf der Altarstufe, Freundinnen um sie herum, zeigen mit dem Finger: A: „Guck mal die! B: Die sitzt aber ganz schön in der … (räuspert sich) C: Tja, so kann’s kommen …“So, Kinder. Und jetzt muss ich euch etwas erzählen. Bei unserer Probe nämlich, da hat Inken gesagt: So etwas spiele ich eigentlich nicht gerne. Da bin ich erst ganz erschrocken und dachte: Hat sie jetzt keine Lust mehr, Theater zu spielen? Aber dann haben wir geredet und gemerkt: Es macht keinen Spaß, solche Leute zu spielen, die so fies und gemein sind zu einer, die sich nicht wehren kann. Es hat auch nicht so viel Spaß gemacht, die Freundinnen zu spielen, die nur hinter dem Geld her sind. Wir würden es gerne anders haben. Wir würden es gerne so haben, dass die Menschen netter sind. Gerade weil wir wissen, dass sie es oft nicht sind. Auf einmal war die Geschichte von Jesus ganz nah bei uns. Bei uns und in unserer Welt, in der leider nicht alle Menschen nett zueinander sind. In der es so viel Streit und Gemeinheit gibt.
Und dann habe ich gedacht: Jesus will uns doch helfen, gut zu sein. Er will doch, dass Menschen in Frieden leben und aus solchen dummen Situationen wieder herausfinden. Jesus würde uns bestimmt nicht böse sein, wenn wir seine Geschichten noch etwas verändern. Also, das haben wir dann gemacht …
f) Engel machen Mut A-C ziehen Engelkostüme an. Sie treten vor den Altar und sprechen einen beruhigenden und ermutigenden Satz. Dann gehen sie im Kreis um Tochter herum. Diese richtet sich ganz langsam auf.
Engel 1: Komm, es wird bestimmt alles gut werden. Engel 2: Denk einfach mal in Ruhe nach. Engel 3: Gib die Hoffnung nicht auf. Du findest schon noch deinen Ort
Alle Engel wieder an den Altar
Tochter steht auf: Ich geh zurück. Ich rede mit meinen Eltern. Ich fange ein neues Leben an.
Engel klatschen: Bravo!