Predigt

Wo wohnt Gott? - „Der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen …“

Gott hat noch eine andere Wohnung

Predigttext1. Könige 8, 22-24.(25)26-28.(29-30) - mit Exegese
Kirche / Ort:Neustadt/Aisch, Fürth
Datum:30.05.2019
Kirchenjahr:Christi Himmelfahrt
Autor:Pfarrer Dr. Hermann Ruttmann

Predigttext: 1.Könige 8, 22-24.(25)26-28.(29-30) (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

22 Und Salomo trat vor den Altar des HERRN angesichts der ganzen Gemeinde Israel und breitete seine Hände aus gen Himmel 23 und sprach: HERR, Gott Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich, der du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen; 24 der du gehalten hast deinem Knecht, meinem Vater David, was du ihm zugesagt hast. Mit deinem Mund hast du es geredet, und mit deiner Hand hast du es erfüllt, wie es offenbar ist an diesem Tage. 25 Nun, HERR, Gott Israels, halt deinem Knecht, meinem Vater David, was du ihm zugesagt hast: Es soll dir nicht fehlen an einem Mann, der vor mir steht, der da sitzt auf dem Thron Israels, wenn nur deine Söhne auf ihren Weg achthaben, daß sie vor mir wandeln, wie du vor mir gewandelt bist. 26 Nun, Gott Israels, laß dein Wort wahr werden, das du deinem Knecht, meinem Vater David, zugesagt hast. 27 Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe? 28 Wende dich aber zum Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, HERR, mein Gott, damit du hörest das Flehen und Gebet deines Knechts heute vor dir: 29 Laß deine Augen offen stehen über diesem Hause Nacht und Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast: Da soll mein Name sein. Du wollest hören das Gebet, das dein Knecht an dieser Stätte betet, 30 und wollest erhören das Flehen deines Knechts und deines Volkes Israel, wenn sie hier bitten werden an dieser Stätte; und wenn du es hörst in deiner Wohnung, im Himmel, wollest du gnädig sein.

Zum Predigttext

Exegetisch muss man bei diesem Predigttext einiges ausblenden, was einem bewusst ist: Die Stilisierung Salomos als Hoherpriester und von Gott geliebter König auf der einen Seite, die Art seiner Machtübernahme und seine Schuld für den Niedergang Israels auf der anderen Seite. Das Gebet zur Tempeleinweihung ist nach J. Kegler (Politisches Geschehen und theologisches Verstehen, 1977) eine dtr Stilisierung einer Klage. Sie ist eingebunden in die Darstellung der Ehre Salomos durch den Bau des Tempels. „Dtr. setzt einen unübersehbaren Akzent: das Wichtigste an Salomos Regierungszeit war die Einweihung des Tempels und damit der Beginn der im Tempel aktuell gegenwärtigen Präsenz Jahwes.“ (ebd. S. 205) Was hat dazu geführt, diesen Text ausgerechnet an Himmelfahrt in die OP aufzunehmen? Die Frage nach dem Ort, an dem Gott zu finden ist? Gerade an Himmelfahrt haben die Freiluftgottesdienste eine starke Tradition und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die Frage des Salomo, wie Gott fassbar sei, habe ich in dem Motto „Wo wohnt Gott?“ aufgegriffen und ergänze den Predigttext durch den „Hausgenossen“ (Epheserbrief), den „geringsten unter meinen Brüdern“ (Matthäus) und die „Hütte“, die Gott im neuen Jerusalem unter uns aufschlagen wird (Johannesapokalypse). Der Paralleltext im 2. Chronikbuch gibt keine neuen Erkenntnisse für die Predigt und wird deshalb vernachlässigt. Himmelfahrtsgottesdienste sind bei uns im Freien: Auf Berghügeln, an kleinen Seen, auf Waldlichtungen. Es liegt dabei nahe, auch die Erfahrungen in den Gemeinden aufzunehmen bzw. bei diesem Predigttext einzelne Kirchen zu benennen.

Zur Liturgie

Gnadenzusage

Wir Menschen suchen das Sichtbare und werden unsicher, wenn wir uns auf etwas Unsichtbares verlassen müssen. Wir Christen glauben, dass Jesus gegenwärtig ist in unserer Welt und in unserem Leben – und doch fühlen wir uns oft allein, unsicher und mutlos. Aber: Gott steht auf unserer Seite – er lässt uns nicht allein. Er schenkt uns einen neuen Himmel und eine neue Erde: „Siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Aus dieser Verheißung dürfen wir Kraft schöpfen und Mut für jeden neuen Tag.

Tagesgebet

Vater im Himmel, wir danken Dir für diesen neuen Tag und für die Möglichkeit, diesen Gottesdienst gemeinsam feiern zu dürfen. Wir danken dir für die Musik, mit der wir deine Freude weitergeben wollen, wir danken dir für Deine Gegenwart unter uns. Wir bitten Dich für uns alle: Sammle unsere Gedanken, stärke unsere Worte und erhebe unsre Lieder und Gebete. Schenke uns die Aufmerksamkeit in Kopf und Herz für diesen Gottesdienst.

Fürbitten

Vater im Himmel: wir danken Dir, dass Du Dich entdecken lässt in dieser Welt, wo Du überall zu finden bist. Wir bitten Dich: Schenke uns Antrieb, Deine Schöpfung zu bewahren, auf unsere Mitmenschen zuzugehen und ihnen zu helfen. Gemeinsam bitten wir Dich: Herr, erhöre uns! Vater im Himmel: Wir bitten Dich für alle, die Dich nicht mehr entdecken können: Weil das Leid sie überwältigt, weil sie blind sind vor Schmerz und vor Ablehnung: Öffne ihnen die Augen und schenke ihnen die Ruhe in unseren Kirchen, um Dich zu finden. Gemeinsam bitten wir Dich: Herr, erhöre uns! Vater im Himmel: Wir bitten Dich für alle, die die „geringsten Brüder“ Deines Sohnes sind. Verleihe uns die Weisheit, die rechten Wege zu finden, um ihnen zu helfen und in ihnen Deinen Sohn zu entdecken. Gemeinsam bitten wir Dich: Herr, erhöre uns!

Segen

Gott segne euch die Erde, auf der ihr jetzt steht, Gott segne euch den Weg, den ihr jetzt geht, Gott segne euch das Ziel, für das ihr lebt Gott segne euch auch, wenn ihr rastet. Gott segne euch das, was euer Wille sucht. Gott segne Euch das, was eure Liebe braucht. Gott segne Euch das, worauf Eure Hoffnung ruht. Gott segne euren Blick, auf dass ihr, von ihm gesegnet, einander zum Segen werden könnt. Und so segne und behüte euch Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist.

Neuigkeiten

Aus den Quellen schöpfen

Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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Heinz Janssen
Heidelberger Predigt-Forum