Zeichen der Gemeinschaft
Heiliges Mahl - Alle sind eingeladen
Predigttext | 1. Korinther 10,16-17 (mit Einführung) |
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Kirche / Ort: | 07381Pößneck |
Datum: | 14.04.2022 |
Kirchenjahr: | Gründonnerstag |
Autor: | Pfarrer Jörg Reichmann |
Predigttext: 1. Korinther 10, 16-17 (Übersetzung nach Martin Luther)
16 Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? 17 Denn ein Brot ist's: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.
Homiletische Einstimmung
Gründonnerstag ist ein „normaler Arbeitstag“, d.h. Gottesdienste finden in der Regel als Abendgottesdienst oder für bestimmte Zielgruppen statt – in unserer Gemeinde z.B. als Abendmahlsgottesdienst für die SeniorInnen am Nachmittag. Im Bewusstsein der gesellschaftlichen Öffentlichkeit zumindest in unserem Teil Deutschlands ist die Bedeutung des Gründonnerstags restlos verloren, wir haben Mühe, das besondere Proprium des Karfreitags von einem verlängerten Osterwochenende zu differenzieren, was bei sehr vielen Zeitgenossen auf Unverständnis stößt. So führt der ortsansässige „Verein für Heimatgeschichte“ seit Jahren am Karfreitag heimatkundliche Exkursionen unter dem Titel „Osterspaziergang“ durch, die sich größter Beliebtheit erfreuen. Da weiß der gebildete Bürger wenigstens, was er mit diesem zusätzlichen freien Tag anfangen soll.
Kirchliches Bitten und Drängen, wenigstens den unpassenden Namen der Aktion zu ändern, werden einfach ignoriert, weil die eigentliche Bedeutung des Karfreitags mehr und mehr in Vergessenheit gerät. Den „Osterspaziergang“ von Goethe hat man hingegen in der Schule lernen müssen. Was erwartet die Predigerin/ den Prediger also am Gründonnerstag? Ein Insider - Feiertag mit einer Insider - Gemeinde, die Vergewisserung für den eigenen Glauben sucht. So weit, so gut, doch der Tag als Gedenktag der Einsetzung des Heiligen Mahles und auch der gebotene Predigttext hätten es verdient, zumindest im Lichte der gemeindlichen und kirchlichen Öffentlichkeit über den „harten Kern“ hinaus wahrgenommen zu werden, ja für konstruktive Diskussionen zu sorgen, denn die Bedeutung der Mahlfeier für die Gemeinschaft der Christen kann nicht überschätzt werden.
Zum „Sitz im Leben“ des Predigttextes
Es fällt auf, wie oft Paulus in den Briefen nach Korinth die Menschen auf den richtigen Weg des Glaubens zurück rufen muss, weil die Versuchungen und Einflüsse im religiös unübersichtlichen Korinth auf die junge Christengemeinde zum einen und die Neugier und Begeisterungsfähigkeit der Menschen selbst zum anderen zu allerlei sonderbaren Auffassungen in der Gemeinde führten, die kaum mehr etwas mit der Botschaft Christi zu tun hatten. So auch hier in unseren beiden Versen und ihrem Kontext, die das Verhältnis von Opfern für andere Götter und dem Heiligen Mahl klären wollen. Also gab es Christen, die auch weiterhin an Opferriten für andere Götter festhielten, zur „Sicherheit“ sozusagen, um diese günstig zu stimmen. Das schien „in Mode“ zu kommen, was von Paulus kritisiert wurde, indem er die Einmaligkeit und Exklusivität des Heiligen Mahls für alle Christen in den Vordergrund stellt, das alle anderen Opfer überflüssig macht. Dieser Gedanke wird zum Leitmotiv der Predigt.