Predigt

„Zuviel des Guten …?“

Gottesfurcht und Lebensgestaltung gehören zusammen

PredigttextPrediger / Kohelet 7,15-18
Kirche / Ort:26721 Emden
Datum:17.02.2019
Kirchenjahr:Septuagesimae (70 Tage vor Ostern)
Autor:Dipl. Theol. Pfarrerin Christiane Borchers

Predigttext: Prediger / Kohelet 7,15-18 (Überstzung nach Martin Luther, Revision 2017)

15 Dies alles hab ich gesehen in den Tagen meines eitlen Lebens: Da ist ein Gerechter, der geht zugrunde in seiner Gerechtigkeit, und da ist ein Gottloser, der lebt lange in seiner Bosheit. 16 Sei nicht allzu gerecht und nicht allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest. 17 Sei nicht allzu gottlos und sei kein Tor, damit du nicht stirbst vor deiner Zeit. 18 Es ist gut, wenn du dich an das eine hältst und auch jenes nicht aus der Hand lässt; denn wer Gott fürchtet, der entgeht dem allen.

Vorbemerkung zum Predigttext

Die vorgeschlagene Perikope gehört zu den Predigtabschnitten, die neu in der Perikopenordnung aufgenommen worden sind.

Aus dem Buch des Predigers werden die wenigsten Pfarrerinnen und Pfarrer bisher gepredigt haben. Bekannt und beliebt ist Prediger 3: Alles hat seine Zeit. Diese Bibelstelle lese ich gerne im Herbst, wenn die Vergänglichkeit in der Natur offensichtlich wird, predige ihn bevorzugt in dieser Jahreszeit bei Beerdigungen.

Prediger 7 hingegen habe ich zuvor nicht ein einziges Mal verwendet. Der Prediger betrachtet das Leben aus einer beobachtenden Perspektive. Er blickt aus dem Fenster, schaut zu, was draußen geschieht, teilt seine Lebensweisheit und seine Einschätzungen mit. Es geht ihm um Besonnenheit und Wahrnehmung der Verhältnisse. Es ist kein lasches Mittelmaß, was er fordert, kein Sich-Drehen nach dem Wind. Er gibt auch keinen Tipp, wie wir uns geschickt durchs Leben lavieren. Der Schlüssel für rechte Verhaltensweisen ist die Gottesfurcht. Die Übersetzung „Wer Gott fürchtet, der verhält sich recht“ ist treffender als die Übersetzung Martin Luthers: „Wer Gott fürchtet, der entgeht dem allen.“ Luther versteht das Koheletbuch als Anleitung zum rechten Gebrauch der Welt.

Die Erfahrung, die der Prediger in Vers 15 zum Ausdruck bringt, können wir mit eigener Lebenserfahrung bestätigen. Tun und Ergehen stehen sich manchmal kontrovers gegenüber. Vers 16: „Sei nicht zu gerecht und zu weise…“ hingegen ist ein Affront. Dieser Imperativ ist ungewöhnlich, widerspricht jeglicher Ethik und fordert zum Widerspruch auf. Auch Vers 17 ist anfänglich widerständig: „Sei nicht allzu gottlos…“ Dürfen wir wenigstens ein bisschen gottlos sein? Gewiss nicht. „Brich kein Recht, sei nicht dumm“, übersetzt die Bibel in gerechter Sprache.

Vers 18 eröffnet eine Alternative zu strenger starrer Gesetzlichkeit. Gerechtigkeit ist mehr als jeder und jedem dasselbe zu geben. Gerecht ist, was ein Mensch braucht. Gerechtigkeit speist sich aus Barmherzigkeit. Das Maß ist die Gottesfurcht.

Neuigkeiten

Aus den Quellen schöpfen

Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

Herzlich willkommen!

Neuauftritt Heidelberger Predigt-Forum mehr lesen

Alle Neuigkeiten lesen

Spenden

Die Nutzung des Heidelberger Predigt-Forums ist kostenlos. Das Redaktionsteam arbeitet ehrenamtlich. Kosten entstehen für Hosting sowie professionelle Websitepflege. Durch Ihren Obolus helfen Sie uns bei der Finanzierung.

Überweisung jetzt per paypal und flattr möglich.
Vielen Dank.
Heinz Janssen
Heidelberger Predigt-Forum