Mit dem Herzen sehen
Dieses Predigtbuch unterscheidet sich in zumindest dreifacher Weise von anderen Büchern dieses Genres: Es ist das Gemeinschaftswerk eines Theologen-Ehepaares. Vier Predigten stammen ganz von ihr (vgl. S. 7); am Ende, auf der letzten Seite, sieht man die beiden auf einem Foto, sie mit ihrer Geige, er im Talar. Dabei stehen biographische und berufliche Informationen. Es ist zuerst und vor allem ein Buch so gehaltener Predigten, die man nun nachlesen kann, die man aber als selber Predigende/r auch verarbeiten, ja auch übernehmen kann (vgl. S. 7). Als sehr hilfreich empfinde ich die am Ende jeder Predigt beigefügten Gesangbuchlieder, Wochenpsalmen und Schriftlesungen.
Auf S. 329-339 findet sich eine „Kurze Anleitung zur Erarbeitung von Predigten über biblische Texte“. Die auf S. 332f drei Fragen sind primär für Predigende gedacht, sekundär jedoch sind sie auch für die persönliche Bibellese und für Haus- und Bibelkreise sinnvoll: „1. In welchem biblischen und liturgischen Kontext ist die Perikope verortet?…
2. Was spricht mich an diesem Bibeltext persönlich an?…
3. Wo habe ich Schwierigkeiten, diesen Text zu verstehen und ihm zuzustimmen?“
Abschließend fünf weitere Informationen und Bemerkungen. Wenn ich recht zählte, sind in diesem Predigtbuch 40 Predigten versammelt, nicht nur, aber vorwiegend nach der offiziellen Ordnung der Perikopen. Das „Verzeichnis der [fett und normal gedruckten] Bibelstellen“ auf den Seiten 340-345 verschafft einen guten Überblick. Hie und da hört man leise den Autor der „Dogmatik“ (3.Aufl. 2007) reden. In der letzten Predigt („Amen“) zum Beispiel sind in einem zweiseitigen „Anhang“ S. 327f drei sprachlich leicht modernisierte reformatorische Texte zum Amen abgedruckt.
Nicht so gut gefällt mir die Formulierung „über Bibeltexte predigen“ (so mehrfach auf S. 329f). Sachgemäßer wäre mit Bibeltexten predigen. Der Buchtitel ist dem Kleinen Prinz von Saint-Exupéry entlehnt und wird in einigen Predigten aufgegriffen, hat aber – darauf wird S. 9f hingewiesen – sachlich auch biblische Bezüge. Das Foto auf dem Cover gibt den predigenden Luther auf dem Reformationsaltar der Stadtkirche in Wittenberg wider. Es ist ein treffender Ausdruck dieses empfehlenswerten preiswerten Predigtbandes im reformatorischen Geiste.