Eckart von Hischhausen / Tobias Esch, Die bessere Hälfte
Eckart von Hischhausen / Tobias Esch, Die bessere Hälfte. Worauf wir uns mitten im Leben freuen können, Rowohlt-Verlag Reinbek bei Hamburg ²2018, gebunden 282 S., 18 €, ISBN 9783498030438
Etwas Erstes, mir nicht Unwichtiges vorneweg. Dieses Buch, eigentlich ein Gespräch zwischen dem seit 20 Jahren befreundeten Autorenduo (einige Infos zu den beiden s. S. 12 und auf der Umschlaginnenseite), macht einfach Freude. Denn sie reden frei von der Leber weg, von Mensch zu Mensch. Daneben dann ihre medizinische und wissenschaftliche Expertise. Auf letztere wird konzentriert im „Anhang“ (S. 265-282) unter der Überschrift „Wer es genauer wissen will“ verwiesen.
Sodann diese weiteren, m.E. wichtigen Fakten: Zusammen haben die beiden „99 Jahre Lebenserfahrung“ (S. 13). Als 67jähriger „Senior“ bin ich dabei gespannter Zuhörer. Was sie vorhaben ist dies: “Wir zählen Neues aus der Wissenschaft, persönliche Anekdoten, wollen Ihnen unsere Vorbilder für ein gelingendes Reifen und Altern vorstellen…“ (ebd.) Vor dem ersten der insgesamt zehn Kapitel sind auf den Seiten 16f „Unsere sieben Thesen“ abgedruckt. Hier findet man als Schnellleser*in die Zusammenfassung des lesenswerten und vorbehaltlos zu empfehlenden Buches. Die letzten beiden Sätze bringen die gute Botschaft: „Die zweite Lebenshälft ist kein Loch und auch nicht schwarz. Im Gegenteil: Diese Zeit kann extrem erfüllend sein, heiter und bunt.“
Fühlt man sich da nicht an das „alt und lebenssatt“ (Gen 25,8) von Abraham erinnert? Aber Bibel, Gott, Glaube und Kirche sind nicht die primären Koordinaten der beiden Autoren. Sie schämen sich andererseits auch nicht, von der eigenen Glaubenserfahrung zu sprechen – oder von Hirschhausen erzählt im Teil „Vorbilder für gelingendes Leben“ (S. 240-261) von seiner Mutter, die ihm „ein leuchtendes Vorbild in … Glaube, Liebe, Hoffnung“ war und ist. Auf Leerseiten werden die Leser*innen animiert, ihre eigenen Vorbilder zu notieren und Fotos einzukleben. Eine Superidee!
Die Grundidee ihres Buches ist einer U-Kurve vergleichbar. Diese wird im dritten Kapitel (S. 53-74) ausführlich dargestellt. Demnach sind Kinder meist glücklich. In der Mitte des Lebens liegt der Tiefpunkt. Da prasselt einfach zu viel auf einen ein. Jenseits der 50 geht es dann mit dem Lebensglück und der Zufriedenheit wieder aufwärts. Ich fand das ein sehr interessantes Denkmodell, das ich aus meiner Lebenserfahrung in allen drei Punkten bestätigen kann.
Am Ende möchte ich folgendes festhalten: Dieses Buch wehrt den Ängsten vor dem Älterwerden und Alter. Es ist ehrlich, leicht zu lesen und eine Fundgrube für ermutigende Predigten zum Älterwerden unter dem Segen und Plan Gottes. Weil es hilft, den Überblick nicht zu verlieren, auch wenn die Mucken des Alterns einem oft genug zu schaffen machen. Mich hat es tief bewegt. Ich verschenke es auch gerne.
Jürgen Kroll