Sue Black, Alles, was bleibt

Sue Black, Alles, was bleibt. Mein Leben mit dem Tod, DuMont-Buchverlag Köln 2018, gebunden 416 S., 24 €, ISBN 978-3832195762

Die Verfasserin dieses neuen Todesbuches ist eine renommierte, sehr bekannte und auch medial präsente britische Pathologin und forensische Anthropologin in Dundee / Schottland (vgl. die Umschlaginnenseite und besonders https://de.wikipedia.org/wiki/Sue_Black). 2018 erschien das englische Original, und im selben Jahr die deutsche Übersetzung. Der Name der Verfasserin und die schwarz eingefärbten Buchdeckel harmonieren – und passen zum Thema sterben und Tod.

Auf der vorletzten Seite ihrer „Einleitung“ (S. 9-21) gibt Black Aufschluss über Sinn und Zweck ihres Buches. Sie will „einfach versuchen, die vielen Gesichter des Todes zu beschreiben, denen ich gegenüberstand“. Die anatomisch-pathologische Seite ist jedoch nicht schon das Gesamte. Denn ihr wurden durch den Tod in seinen vielerlei Gestalten „neue Blickwinkel“ eröffnet, die auch das Leben betreffen. So heißt es vor dem ersten Kap. mit einem Zitat aus unbekannter Quelle Mortui vivos docent. Darunter sieht man auf einer Fotographie das menschliche Skelett, das in Blacks Labor hängt. Die  Einleitung und jedes der 13 Kap. wird durch ein Foto oder ein Bild oder eine graphische Darstellung und einen Sinnspruch bzw. eine Weisheit eingeleitet. Diese 14 Seiten zu lesen und zu meditieren, sind eine eigene, sehr lohnende Unternehmung.

13 Kapitel lang erzählt Black dann sehr ehrlich, ernst und informativ, aber gelegentlich durchaus auch unterhaltsam und mit britischem Humor gewürzt von ihrem (beruflichen) „Leben mit dem Tod“ (s. Untertitel), z.B. von ihrem Einsatz im Kosovo. Dort untersuchte sie als einzige Frau 1999/2000 zwei Monate lang mit anderen Kollegen die menschlichen Überreste der serbischen Grausamkeiten. Blacks Qintessenz: „Man wird nie mehr der Mensch sein, der man vorher war.“ (S. 299)

Insgesamt erhält man durch dieses Buch viel Wissen um den menschlichen Körper. Manches Mal erinnerte ich mich an den schulischen Biologieunterricht. Wichtiger sind dann die exemplarischen Einblicke in die Hintergründe so mancher Schreckensmeldungen der jüngsten Vergangenheit. Krimi- und Drehbuchautor*innen erhalten viele Anregungen. Darüber hinaus – Überraschung! – werden die englischen Leser*innen S. 401-404 in einen unaufgeklärten Todesfall um Mithilfe gebeten.

Das Wichtigste an diesem Buch ist m.E. der leise, aber auch deutliche Impuls, sich mit Sterben und Tod auseinander zu setzen. Black tut dies sehr offen und nüchtern im „Epilog“ (S. 385-399). Darin blickt sie auf sich und ihr Leben. Am Ende hofft sie, ihre „Tasche für das große Abenteuer [Sterben und Tod] gepackt zu haben. Wie mein Himmel aussieht? Vergessen wir die Engel und die Harfen … Mein Himmel ist Frieden, Stille, Erinnerungen und Wärme …“ (S. 399) Der Epilog düfte Theolog*innen und Pfarrer*innen am naheliegendsten und in manchen Punkten offen für kritische Diskussionen sein. Er könnte auch im Religionsunterricht der Oberstufe und in der Erwachsenenbildung Verwendung finden.

Dr. Gerhard Maier

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