Ethik

Wilfried Härle, Ethik, 2., überarb. und aktualisierte Aufl., Verlag deGruyter, Berlin 2018, kartoniert 493 S.   39,95 €
ISBN  9783110539752

Außer Härles „Ethik“ erschien – im selben Verlag und im gleichen Jahr! – eine weitere Ethik. Herausgegeben ist sie von dem Mainzer Systematiker Roth. Auch wenn die Ausrichtungen von Härle und Roth/Held verschieden sind, so gilt doch für beide Ethiken der erste Satz der Einleitung bei Roth: „Ethik ist ´in´“. Man ergänze: so wie ethische Fragestellungen immer aktuell waren und aktuell sein werden. So sagte der Komiker Jürgen von der Lippe einmal: „Die Gürtellinie ist eine fließende Grenze, die von Generation zu Generation neu definiert werden muss.“ Ernsthafter derselbe Sachverhalt von dem Journalisten, Moderator und Buchautor Ulrich Wickert: „Jede Generation muss ihre Werte neu definieren, und daraus entstehen dann auch neue Gesetze.“

Der Verfasser  (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_H%C3%A4rle) des hier anzuzeigenden Lehr- und Studienbuches redet in seiner „Einführung“ (S. 1-4) sehr differenziert einmal von den „permanent stattfindenden „Veränderungen … im Bereich ethischer Konkretionen“ und von dem ständig zu aktualisierenden ethischen Wissen. Als Vorsitzender der Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD (bis 2010) und als Mitglied der Enquête-Kommission des Bundestages “Ethik und Recht der modernen Medizin” (bis 2005) weiß Härle, wovon er redet. Sodann aber bietet er am Ende des ersten grundlegenden Teiles A auf den S. 148-194 ein Kapitel „Normative Grundlagen christlicher Ethik“. So folgt er der S. 23 aufgezeigten „Spur einer universalistischen, kognitivistischen und realistischen Ethik“, die deskriptiv grundgelegt ist. Jenseits der Alternativen von Gebots-, Güter-, Werte- oder Verantwortungsethik sieht Härle das christliche Ethos „´vom Ziel her unterwegs´“ (S. 194), ein Gedanke, der es m.E.  wert wäre, verfolgt und ausgeführt zu werden.

Im Teil B folgen sechs „Konkretisierungen der Ethik“ (Menschenwürde; Gesundheit und Krankheit; Sexualität, Liebe und Lebensformen; Gerechtigkeit; Friede und Sprache). Der dritte Teil C („Grundlinien der evangelischen Sozialethik“) bedenkt die Quellen, Konzeptionen und inhaltlichen Schwerpunkten einer christlichen Ethik.

Was Härle auszeichnet, so möchte ich zusammenfassend sagen, sind inhaltliche Klarheit und Verständlichkeit der Sprache, sowie seine biblisch-theologische Fundierung und sein ausgeprägter Gegenwartsbezug. Er informiert konzentriert zu den gegenwärtigen ethischen Fragen und leitet zu einer eigenständigen ethischen Urteilsbildung an. Leicht benutzbar wird dieses preiswerte Grundlagenwerk durch die Bibelstellen-, Personen- und Begriffsregister.

Dr. Gerhard Maier

 

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