Anthropologie des Alten Testaments
Bernd Janowski, Anthropologie des Alten Testaments•. Grundfragen – Kontexte – Themenfelder
Verlag Mohr Siebeck Tübingen 2019,
805 S., kartoniert, 44, — €, ISBN 978-3-16-156949-4
Hans Walter Wolffs „Anthropologie des Alten Testaments“ war jahrzehntelang maßgeblich für atl. anthropologische Fragen; sein erstmals 1973 erschienenes Werk erlebte Auflage nach Auflage. Zuletzt verantwortete Janowski (J.) diese.
Nach vielen kleineren und größeren Vorarbeiten (vgl. RGG⁴ V,1057f, mit Dörte Bester den Forschungsüberblick „Anthropologie des Alten Testaments“ [2009] und besonders den Aufsatz mit derselben Titelformulierung wie das hier anzuzeigende Buch in der ThLZ 139/2014,535-554) erschien nach mehrjähriger Schreibarbeit dieses voluminöse opus magnum des Tübinger Alttestamentlers, der sich seit 2011 im aktiven Ruhestand befindet.
Im Vorwort bezeichnet J. Wolff als „Wegbereiter“ und „Quelle der Inspiration“; Wolffs Klassiker sei jedoch „kritisch zu sichten“. Sein eigener Entwurf berücksichtigt die altorientalische Religionsgeschichte und befindet sich im Gespräch mit den neueren Kulturwissenschaften.
J. gehtin acht Paragraphen „von der Beschreibung der menschlichen Lebensphasen … zu den Elementen des Personbegriffs über, um schließlich die Formen des sozialen Handelns in den Blick zu nehmen, die sich immer in Raum und Zeit vollzogen haben.“ (S. 41)
Erst danach bespricht J. die Menschenbilder der drei Kanonteile; § 13 resümiert schließlich – so die Überschrift – die „Grundzüge alttestamentlicher Anthropologie“. Diese gipfeln nach J. in Ps 8; diesem Ps war der erste von insgesamt 20 Exkursen gewidmet, und damit endet J. in Kontrast zu Kants bestirntem Himmel seinen grandiosen Entwurf. „Gott gedenkt seines Geschöpfs und nimmt sich seiner an, wenn es dessen bedarf.“ (S. 547, umgest.)
Von S. 549-699 findet sich ein umfänglicher Anhang mit „Quellen zur Anthropologie in der Antike“, also: nichts bleibt unbelegt! Danach steht Übliches, z.B. Literatur, Register usw.; J.s eigene Werke umfassen vier Seiten!
Ohne auf weitere Details einzugehen, seien abschließend zwei Dinge fest gehalten;
– Ich las J.s Anthropologie parallel zur Arbeit an einer Predigtmeditation zu Jes 1 und fand dabei bei J. sehr hilfreiches zu Ethos/Ethik sowie zur prophetischen Kultkritik, sprich: J.s Bedeutung reicht weit über anthropologische Fragen im engeren Sinn hinaus.
– J.s Werk wird – soviel lässt sich jetzt schon sagen – ein Klassiker werden. Eine Anschaffung lohnt sich sehr. Danke an den Verlag für den moderaten Preis.
Dr. Gerhard Maier