Eine kurze Geschichte der Menschheit

Yuval Noah Harari, Eine kurze Geschichte der Menschheit, Pantheon-Verlag München 28.Aufl. 2017, Taschenbuch 526 S. 14,99 €, ISBN 9783570552698

Jeder Mensch interessiert sich für seine Vorfahren. Und wir als Menschheit wollen unsere Anfänge so genau als möglich in Erfahrung bringen. Fernseh- oder Hörfunkbeiträge dazu werden gerne gehört bzw. gesehen, Zeitungsmeldungen über neue paläontologische Funde (zuletzt im August 2019 von dem in Äthiopien gefundenen Schädel mit dem vorläufigen Namen MRD-VP-1/1) aufmerksam verfolgt und Bücher zu Ursprungsfragen oder der großen Geschichte der Menschheit finden eine breite Leserschaft. Bahnbrechend war Darwins 1871 erschienenes zweibändige Werk „Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl“. Bereits am dritten Tag nach Erscheinen war die erste Auflage ausverkauft. Das hier anzuzeigende Buch des 1976 geborenen israelischen Verfassers (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Yuval_Noah_Harari; abgek. H.) erschien zuerst 2011 in ivrit und machte seinen Autor weltweit bekannt. Und es avancierte zu einem internationalen Bestseller (für nicht wenige ist H.s Werk ein Kultbuch) und findet sich auf den vordersten Plätzen von Sachbuchlisten, z.B. auf Platz eins im Stern vom 25.7.2019 und Platz drei der Spiegel-Bestsellerliste im August 2019. Henning Mankell schrieb nach der Lektüre: “Das wohl beste Buch zum Thema [Geschichte der Menschheit], das je geschrieben wurde – und ich habe jede Menge dazu gelesen.”

Einer der Gründe für H.s Popularität dürfte sein, dass er nicht nur sehr lehrreich schreibt, sondern ebenso sehr auch unterhaltsam. Und dass er Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lebendig zu verknüpfen vermag. So heißt es S.64 z.B.: “Seit der kognitiven Revolution haben wir Sapiens keine natürliche Lebensweise mehr. Wir können lediglich aus einer verwirrenden Vielfalt von kulturellen Möglichkeiten wählen.”

  1. baut seine “kurze Geschichte” nicht chrononologisch auf; sein Aufbau ist am Stich- und Leitwort Revolution orientiert und ideengeschtlich ausgerichtet. So heißt es beispielsweise auf S. 458: “In den vergangenen fünf Jahrhunderten haben wir eine schwindelerregende Abfolge von Revolutionen erlebt.” Dementsprechend lauten die vier großen Überschriften:

Teil 1 “Die kognitive Revolution”
Teil 2 “Die landwirtschaftliche Revolution”
Teil 3 “Die Vereinigung der Menschheit”
Teil 4 “Die wissenschaftliche Revolution”

Hier zieht H. große Linien aus. Und er stellt viele wichtige Fragen, z.B. auf S. 407: “Längst erklären Mahner, dass der Homo sapiens die Rohstoffe und die Energie des Planeten früher oder später aufgebraucht haben wird. Was passiert dann?” Spitzensätze reizen natürlich zum Widerspruch, z.B auf S. 23: “Die Bändigung des Feuers war … in gewisser Hinsicht der erste Schritt auf dem Weg zur Atombombe.” (umgest.)

Das Kapitel (8) “Die Geschichte endet nicht gerecht” endet S. 197 mit der Aussage, dass wir “keine Antwort” haben – ein glatter Widerspruch zur Verlagswerbung. Die behauptet nämlich dass H. “originelle Antworten  auf maßgebliche Fragen gibt.” umgest.)

Die vier großen Überschriften und die 20 Unterüberschriften zeigen etwas Weiteres: nur drei sind explizit biblisch-theologischer Natur. Gleichwohl bestehen mannigfache Nähen zu biblisch-theologischen Themen, beispielsweise zu dem gerade genannten Problem der (un-)gerechten Geschichte. M.M.n. ist H.s Buch insgesamt und in vielen kleineren Passagen höchst theologisch und deshalb für die kirchliche Arbeit sehr relevant, nicht zuletzt für unser Predigen.

Dr. Gerhard Maier

Ihr Kommentar zur Predigt

Ihre Emailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert.