Theologie des Alten Testaments

Konrad Schmid, Theologie des Alten Testaments, Mohr Siebeck Tübingen 2019, kartoniert 414S.,                  79,– €, ISBN 978-3161507632

Einige Jahreszahlen seien an den Anfang gestellt: 1957/1960 veröffentlichte von Rad seine epochale atl. Theologie (vgl. dazu S. 39-42). Davor und danach gab und gibt es viele andere, nicht zuletzt die 2019 ersch., hier anzuzeigende von Konrad Schmid (abgek. Sch.). Dieser, 1965 als Sohn des Alttestamentlers Hans Heinrich Schmid geb., lehrt seit 2002 in Zürich AT. Ebenfalls 2019 ersch. Sch.s  gemeinsam mit dem Berliner Neutestamentler Jens Schröter verfasste „Entstehung der Bibel“. Trägt dieses Gemeinschaftswerk mehr einen Gemeindecharakter, so richtet sich die Theologie an die wissenschaftliche Fachwelt.

Das Jahr 2001 geht über mehr oder weniger zufällige Jahreszahlen hinaus. Denn 2001 veröffentlichte der Marburger Alttestamentler Erhard S. Gerstenberger seine „Theologien im Alten Testament”. Er redet nicht wie Gerhard von Rad, Claus Westermann und andere Alttestamentler von der atl. Theologie im Singular, sondern er geht von einer theologischen Mannigfaltigkeit, ja Disparatheit im AT aus. Sch. will sich in dieser Frage nicht festlegen, sondern hält S. 3 beide Positionen für vertretbar. Denn das AT  ist „durch beides geprägt: die Vielzahl seiner Positionen sowie deren literarischer Vermittlung.“ Mit Jörg Jeremias möchte ich jedoch an der im Überlieferungsprozess feststellbaren „Tendenz zur Systematik“ erinnern. Daran „kann ein nachgeborener Exeget nicht gut vorübergehen.” (Jeremias 2015, VI umgest.) Sch. nimmt diese Frage sehr ernst; die ersten neun §§ drehen sich nämlich um den (atl.) Theologiebegriff und S. 382-388 findet sich ein § zur „Vielfalt und Einheit alttestamentlicher Theologie“. Darin stellt er S. 386 eine redaktionell gewachsene Einheit fest. Darüber hinaus zitiert Sch. S. 46 zustimmend Christoph Levins Aufsatz „Das Alte Testament auf dem Weg zu seiner Theologie“.

Schon im Vorw. seiner als „Skizze“, „Entwurf“ und „Diskussionsanstoß“ deklarierten Theologie schlägt Sch. zwei Pflöcke ein: atl. Theologie kann nur historisch und deskriptiv betrieben werden. Passim verweist er immer wieder darauf. Und sehr viele §§ beginnen mit einem forschungsgeschichtlichen Überblick. Auf keiner S. seiner Theologie macht Sch. deshalb den Versuch, die atl. Theologien unter ein einziges Regens zu stellen, wie dies etwa Walter Eichrodt mit dem Bundesgedanken oder Georg Fohrer mit der Gottesherrschaft taten.

Im Blick auf Sch.s Einteilung fällt auf, dass nur drei der insgesamt 42 §§ den in Tora, Nevi՚im und Ketuvim eingeteilten atl. Schriften gewidmet sind. Diese drei Hauptkorpora werden anhand ausgewählter, prominenter Leittexte unter Berücksichtigung wichtiger Themen konzentriert dargestellt.

Insgesamt kommt mir die Religionsgeschichte etwas zu kurz weg. Dieser leisen Kritik gegenüber stehen Sch.s mMn sehr guten hermeneutischen Überlegungen. So ist man am Ende sehr dankbar für Sch.s kompetente, aktuelle Darstellung des Standes in der atl. Wissenschaft.


Dr. Gerhard Maier

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