“Woran glaubst du?”

Michael Heymel. Woran glaubst du? Evangelischer Glaube im Gespräch
Evang. Verlagsanstalt  Leipzig 2021
Taschenbuch 251 S.     25,– €
ISBN 9783374070336

Der Verfasser dieses Glaubens-Buches – diese und weitere Informationen liest man auf S. 4 – ist ein habilitierter emeritierter hessen-nassauischer Pfarrer, der an der Uni Heidelberg lehrte und der unter anderem für die Prädikant*innen seiner Landeskirche Verantwortung trug. Glaubensfragen begegneten ihm also auf verschiedenen Ebenen. Im allerersten Satz seines Vorwortes (S. 5-8) sagt Heymel, worum es ihm geht: „Seit Jahren wünsche ich mir ein Elementarbuch des christlichen Glaubens, das Auskunft gibt.  Woran glauben  Christen – und woran nicht?“ Und S. 7 dann: „Mir geht es darum, das am Christentum zu suchen, was taufrisch, neu , unabgegolten, noch nicht verwirklicht ist.“  Recht hohe Ansprüche also. Aber Heymel verspricht nicht zu viel.

Nach den einführenden ersten beiden Kapiteln „Zur Situation des Christentums“ und „Der Glaube“ geht er thematisch vor und traktiert unter anderem das Kirchenjahr, die Heilige Schrift, den Gottesdienst, die Zehn Gebote, das Gebet, die Taufe, aber auch die Beichte. Vor den mehr lehrmäßigen letzten beiden Kapiteln (Bekenntnisse der Kirche und die persönlichen Bekenntnisse von Dietrich Bonhoeffer, Kurt Marti und Lothar Zenetti) steht etwas unscheinbar das vielleicht wichtigste Kapitel „Glaubwürdig Christsein“.

Abschließend möchte ich drei Bemerkungen machen:

(1) Durch das ganze Buch hindurch finden sich grau unterlegte, sehr hilfreiche “Anregungen zum Gespräch“. Man kann mit einzelnen Kapiteln Gesprächs- oder Hauskreisabende gestalten, ja etwas ausgebaut ganze Seminartage. Die Literaturliste auf den S. 243-251 hilft zur Vertiefung.

(2) Die „Nachweise“ (S. 252f) einzelner Kapitel deuten etwas vom Grundproblem des Buches an: es wirkt insgesamt nämlich – vielleicht zu übertrieben gesagt – zusammengestoppelt. Wenn Heymel sich auf den Istzustand des Christentums in Deutschland konzentriert hätte und dann zukunftsrelevante bzw. -trächtige Linien ausgezogen hätte, würde das seinem Ziel mehr dienen. Ansätze dazu finden sich einige,  z.B. S. 20.48.61.213f; das Bild vom „Schiff, das sich Gemeinde nennt“ ist uralt und könnte durchaus noch mehr als S. 216f ausgebaut werden.

(3) S. 19 erwähnt Heymel den amerikanischen Sozialphilosophen Charles Taylor und dessen Betonung eines authentischen Christentums. Gut und richtig und wichtig. Leider in Europa immer noch gar nicht oder zu wenig berücksichtigt fürs Grundverständnis von Religion / Glaube ist die Differenzierung des amerikanischen Religionssoziologen Charles H. Glock.  Dieser unterschied die folgenden fünf Aspekte:

1. (persönliche) Erfahrung
2. Glaubenssätze / Bekenntnis
3. Wissen / intellektuell / Theologie
4. Riten
5. (ethisches, alltägliches) Verhalten

(Fürs erste und kurz erklärt unter https://www.youtube.com/watch?v=RGHRZA_wq2s).

Und ein letzter amerikanischer Impuls: Schon vor über 40 Jahren sah man die Pfarrer*innen u.a. als change agents. Diese Stränge gilt es mMn aufzunehmen. Denn ohne starke, tiefgreifende Wandlungen  wird es immer düsterer werden.

Gerhard Maier

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