Stefan Nacke, Marcus Optendrenk / Thomas Söding (Hg.), Gottesfrage

Stefan Nacke / Marcus Optendrenk / Thomas Söding (Hg.), Die Gottesfrage in der Universität. Debatten über Religion und Wissenschaft, Herder-Verlag Freiburg i. Br. 2021, Taschenbuch 224 S. 38,– €, ISBN 978-3-4513-92405

Der Titel des hier anzuzeigenden, sehr vielfältigen und verdienstvollen, weil lehrreichen Sammelbandes (die 17 Beitragenden sind S. 223f gelistet) markiert etwas plakativ, was die letzten drei Worte des Untertitels präziser benennen: es geht um die beiden Größen Wissenschaft und Religion. Noch genauer geht es um den Wert, die Stellung und die Funktion, sowie um das Selbstverständnis der Theologie. Generell – so heißt es umgest. auf der ersten Seite (5) des Vorwortes übergreifend –  „herrschen in Deutschland Religions- und Wissenschaftsfreiheit.“

Dass die beiden Größen durchaus in einem spannungsvollen Miteinander stehen, zeigt ein auch nur kurzer Blick in Geschichte und Gegenwart. Alte (Heidelberg, Tübingen u.a.) und neuere (Dortmund, Bielefeld u.a.) Universitäten haben theologische Fakultäten, früher als erster Fachbereich, heutzutage jedoch oft in Kooperation oder als Teil anderer Fakultäten.

Darüber hinaus gibt es auch Wissenschaftstheoretiker oder Vertreter atheistischer oder antikirchlicher Organisationen, die der Theologie das Existenzrecht im Konsortium der (säkularen) Wissenschaften an staatlichen Universitäten absprechen. Edwin STÖßINER „(Zur Theologiekritik atheistischer Marxisten“ 2023) gewährt einschlägige Einblicke.

In den letzten beiden Jahren wurde aus den genannten Bereichen meiner Wahrnehmung nach außerdem veröffentlicht: Fabian F. Grassl (u.a. Hg.): Ist Theologie eine Wissenschaft? (2022) und Jörg Ernesti (u.a. Hg.): Braucht es Theologie? – Überlegungen zu ihrer gesellschaftlichen Relevanz (2023), darin z.B. „Hat Theologie an staatlichen Universitäten eine Zukunft?“ (Josef Quitterer). Gut, dass in den genannten Werken auch heiße Eisen angefasst werden.

Zur Theologie und Wissenschaftsgeschichte tritt hinzu, dass mit der stetig abnehmenden Zahl der Kirchenmitglieder nicht nur  die Legitimität der Großkirchen schwindet, sondern damit am Ende auch die Einsicht, dass Theologie Sinn macht und ihr Wert nicht nur darauf beruht, zukünftige Pfarrer*innen hier grundausgebildet werden.

Etwas weiteres, sehr Wichtiges markieren die Hg. in ihrem Vorwort unter der Überschrift „Dynamiken im religiösen Feld“ (S. 16-19). Einerseits lässt sich nämlich ein „Desinteresse an religiösen Fragen“ beobachten (Stichwort Säkularisierung; vgl. auch den Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung). „Freilich gibt es gleichzeitig eine Renaissance der Religion.“ Und zwar primär nicht der christlichen Religion, sondern der Religionen in aller ihrer Vielfalt. Seit 2010 trat konsequenterweise die Interkulturelle Theologie zum traditionellen Fächerkanon der Theologie hinzu.

Als abschließende Bemerkung dies: Inhaltlich dürfte es für alle Wissenschaftsbereiche fruchtbar sein, sich Auseinandersetzungen im universitären Labor (vgl. S. 210)  zu stellen.

Dr. Gerhard Maier

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