“Die Gestalt des Teufels …”

David Johannes Olszynski, Die Gestalt des Teufels als Herausforderung für Theologie und Literatur in der Frühen Neuzeit, LIT-Verlag Berlin 2020, kartoniert 364 S.   34,90 €, ISBN 9783643146533

In der Einleitung zu dieser (katholischen) Tübinger Dissertation nennt der Verfasser (abgek. O.) nicht nur den Hauptnamen Teufel, sondern natürlich auch die Synonyme Satan, Luzifer, der Böse und Begriffe aus dem Umfeld: das Böse, Dämonen, Exorzismus und Mephisto. Er führt auch in die theologische und außertheologische Literatur zur Sache ein und formuliert sein Forschungsvorhaben, nämlich die verstärkt auftretenden Teufelsaussagen in der Frühen Neuzeit zu verstehen und wie diese am Ende „für gegenwärtige systematische Überlegungen fruchtbar gemacht werden“ (S. 22) können. Methodisch greift O. auf die „Diskursanalyse in der Tradition Michel Foucaults“ (S. 23) und Achim Landwehrs sowie die Interdiskurstheorie Jürgen Links zurück.

Materialiter konzentriert sich O. auf elf Texte. Es beginnt mit der anonymen „Historia von D. Johann Fausten“, die zuerst 1587 erschien. Der letzte Text, den O. untersucht, ist Bellarmins Großer Katechismus von 1598. Dazwischen befinden sich beispielsweise Klopstocks „Messias“, das vierte Laterankonzil und der Catechismus romanus.

Im Schlussteil formuliert O. ab S. 329 literaturwissenschaftliche und historische Erkenntnisse, bilanziert die „Theologie der Frühen Neuzeit“ (S. 333) und gibt „Impulse für die zeitgenössische Theologie“ (S. 335); die Seitenangaben signalisieren die Kürze dieser doch wichtigen Partien. Deshalb wenigstens in einigen wenigen Sätzen O.s theologische Impulse, die es weiter zu verfolgen gilt: Das Wesen und die Personalität des Teufels ist nur im Konnex mit der Gottesfrage und der Anthropologie zu bestimmen, in Sonderheit des Freiheitsbegriffs. Schlussendlich stellt sich auch die Frage, „wie eine Erlösung des Teufels denkbar sein kann.“ (S. 336)

Darüber hinaus seien am Ende die folgenden drei Bemerkungen gemacht:

(1) Wirkungsgeschichtlich interessant ist die Prävalenz des Catechismus romanus von 1566 und des Fauststoffes.

(2) Als erstaunlich hält O. fest, dass der Diskurs „konfessionsübergreifend“ (S. 334) abging. Schade, dass O. Luther und das Luthertum nicht in Augenschein nahm.

(3) Fraglos stand Luther im mittelalterlichen Teufelsglauben. Christologisch begründet sagt er zwar grundsätzlich: „In Christus haben wir den Sieg über den Teufel und über dessen Gewalt.“ (WA 20,658) Und er dichtet glaubens- und hoffnungsvoll „Ein feste Burg“. In der Hauspostille finden sich jedoch auch folgende Zeilen: „Der teufel hat immer ein gespannt Armbrust und geladen Buchsen und zielet auf uns, daß er uns schieße mit Pestilenz, Franzosen [Syphilis], mit Krieg, mit Feuer, mit Hagel, mit Ungewitter.“

Gerhard Maier

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