Jörg Jeremias: Theologie des Alten Testaments – Ein Buchhinweis von Dr.Gerhard Maier
Jörg Jeremias, Theologie des Alten Testaments, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, gebunden; 502 S.; 79,99 €, ISBN 978 3525516966 (Grundrisse zum AT. Ergänzungsreihe Bd. 6), inzwischen als Paperback 30 €.
2001 veröffentlichte der Marburger Alttestamentler Erhard S. Gerstenberger seine „Theologien im Alten Testament”. Er redet nicht wie Gerhard von Rad, Claus Westermann und andere Alttestamentler von der alttestamentlichen Theologie im Singular, sondern er geht von einer theologischen Mannigfaltigkeit im Alten Testament aus. Der 1939 geborene Jörg Jeremias (Sohn des weltbekannten Neutestamentlers Joachim Jeremias), der bis zu seiner Emeritierung 2005 ebenfalls in Marburg Altes Testament lehrte, redet von der alttestamentlichen Theologie auch im Singular – wohl wissend, dass die Texte „weit mehr als ein halbes Jahrtausend auseinander liegen” (V) und die alttestamentlichen Zeugnisse „ganz verschiedene Intentionen verfolgen” (VI). Dies wiederholt er auf S. 2; schreibt dann aber: „Es gibt im späten Alten Testament selber eine Tendenz zur Systematik, an der ein nachgeborener Exeget nicht gut voübergehen kann.” (VI)
In der „Einleitung” (S. 1-21) schaut Jeremias grob auf die Geschichte seiner Zunft und verschiedene Entwürfe alttestamentlicher Theologien zurück; außerdem begründet er seinen dreiteiligen Aufbau.
In Teil I (S. 23-190) behandelt Jeremias „Die zentralen Denkformen des Glaubens im Alten Testament” (Psalmen, Weisheit, Recht und Ethos, Ursprungstraditionen, Prophetie) und in Teil II (S. 191-281) „Die großen Neuentwürfe” nach dem Zusammenbruch des Nord- und Südreiches. Denn danach „war eine einfache Kontinuität der vormaligen Gottesvorstellungen unmöglich geworden.“ (S. 143)
Der dritte Teil mit der Überschrift „Die tragenden Themen“ (S. 283-478) ist – wie die Teilüberschriften beweisen – mehr sytematisch-theologisch ausgerichtet (Gottes Zorn und seine Güte, Vergewisserungen, Orientierungen, Hoffnungen, bohrende Fragen [Hiob, Sinn des Lebens]).
Insgesamt verbindet Jeremias in seiner alttestamentlichen Theologie in einer geglückten Art und Weise die historische Betrachtung des biblischen Stoffes mit gattungsgeschichtlichen Perspektiven und am Ende auch mit systematisch-theologischen Gesichtspunkten. So liegt nun bei den ATD-Ergänzungsbänden eine würdige Nachfolge von Westermanns „Theologie des Alten Testamentes in Grundzügen“ (1.Auflage 1978) vor. Am Ende sei folgender, kleine Wunsch geäußert: Das Sach- und Stellenregister (S. 497-502) möge in weiteren Auflagen um ein Register wichtiger Namen ergänzt werden.
Dr. Gerhard Maier
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