Medien des Heiligen – Ein Buchhinweis von Dr.Gerhard Maier
Friedrich Balke / Bernhard Siegert / Joseph Vogl (Hg.): Medien des Heiligen, Verlag Wilhelm Fink, Paderborn 2015, kartoniert, 188 S, 19,90 € ISBN 9783770559909
Wie zu erwarten, sind die drei Herausgeber dieses neuen Buches ausgewiesene Fachleute. Friedrich Balke ist seit 2012 Professor für Medienwissenschaften in Bochum, Bernhard Siegert seit 2001 Professor für Geschichte und Theorie der Kulturtechniken in Weimar und Joseph Vogl seit 2006 Professor für Neuere deutsche Literatur und Kulturwissenschaft / Medien in Berlin. Die drei Herausgeber gehören jedoch nicht zum Kreis der 15 Beitragenden; sie beschränken sich auf das „Editorial“ (S. 5-9). Diese 15 werden jeweils am Ende ihres Beitrages leider nur in dürftigster Art und Weise vorgestellt: „…lehrt an der Universität..“, will heißen, sie gehören zum universitären Mittelbau. Aber nicht durchgängig! So ist Linda Simonis Professorin (ihr Thema ist S. 11-20: „Das Grab als Medium des Heiligen“), ebenso vermutlich manche/r andere/r. Ich prüfte das nicht nach. Die LeserInnen darüber in Kenntnis zu setzen, wäre Aufgabe der Herausgeber!
Schlägt man das Buch auf und beginnt darin zu lesen, so fällt einem das (zu) kleine und deshalb schwer zu lesende Druckbild auf. Schade. Das Verständnis des Gelesenen inhaltlich hemmend ist, dass – wenn ich richtig sah – nur ein einziges fremdsprachiges Zitat übersetzt ist. Für das Englische finde ich das okay. Aber ob jede/r LeserIn in gleicher Weise die griechische, lateinische, französische (S. 18f stehen sogar vier französische Zitate) und italienische Sprache versteht?
Uns TheologInnen stechen auf den ersten Blick zwei kleine, aber doch ärgerliche Fehler in die Augen. Einmal werden auf S. 132 Luthers Lebensdaten falsch angegeben, sodann wird S. 156 Psalm 33,6 zu den Salomonischen Sprüchen gerechnet. Für Pfarrer und Theologen – besonders auch in der aktuellen Flüchtlingssituation – am naheliegendsten und deshalb ein Lese-Muss ist Philipp Stoellgers Beitrag „Migration des Heiligen und heilige Migranten…“ (S. 176-188). Stoellger vertritt seit 2015 in Heidelberg die Systematische Theologie.
Die allermeisten Beiträge verfolgen das Heilige (sacrum) historisch; man lernt viele illustrierende und lehrreiche Abbildungen kennen. Jedoch zeigen sich sich immer wieder auch überraschende Bezüge zur Gegenwart. Alle Beiträge sind auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau verfasst, und hoffentlich auch Anlass, in der Theologie ´das Heilige´ neu zu durchdenken.
Eine Todesanzeige aus diesen Tagen war mit dem Spruch „Le corps est sacré“ überschrieben. Außerdem ist in der Kunsthalle Zürich noch bis 7.2.2016 eine Ausstellung zu „Building Modern Bodies. Die Kunst des Bodybuildings“. Beides signalisiert ein leider ausgespartes weites, aber wichtiges Feld, nämlich den menschlichen Körper als heiligen.