Predigt

„Erhebt eure Herzen…“

Den Kopf oben behalten, das Herz beim Herrn

PredigttextLukas 21,25-33 (mit Einführung)
Kirche / Ort:91578 Leutershausen
Datum:07.12.2025
Kirchenjahr:2. Sonntag im Advent
Autor:Pfarrer Dr. Rainer Oechslen

Predigttext: Lukas 21,25-33 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

Und es werden Zeichen geschehen an Sonne, Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte des Himmels werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.

Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass der Sommer schon nahe ist. So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.

Wahrlich ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.

Überlegungen zur Predigt am 2. Advent

Eberhard Jüngel bietet in seiner Predigt über Lulas 21,25ff am 6.12.1992 (zitiert nach: Rudolf Landau, Gottes Sohn ist kommen, Stuttgart 1994, 115ff) einen Überblick über die apokalyptischen Texte der Synoptiker: „Solche Ankündigungen gehören seit der Zeit des Alten Testaments zum apokalyptischen Szenario. Die Zeichen am Himmel, von denen bei Lukas die Rede, haben Markus und Matthäus denn auch mit Worten der Propheten genauer beschrieben … Auf den gestirnten Himmel über uns, bisher Inbegriff der Verlässlichkeit, wird dann kein Verlass mehr sein.

Doch damit nicht genug: Bei Lukas treten den erschreckenden Ereignissen in der Höhe nicht weniger schreckliche Vorgänge in der Tiefe zur Seite. Die Urgewalt des Meeres wird entfesselt werden. Für die Menschen der alten Welt bedeutet das mehr noch als eine verheerende Überschwemmungskatastrophe. Die Fesselung der Wasserkraft – das ist ja ein Teil des göttlichen Schöpfungswerkes.“

E. Jüngel weist auch darauf hin, dass Lukas das Wort „aporia“ verwendet und übersetzt es als „Ausweglosigkeit“. Im Verlauf der Predigt setzt sich Jüngel mit Ingeborg Bachmanns Gedicht „Nichts mehr wird kommen“ auseinander und antwortet: „Wir haben kein Recht …, die Wahrheit einer solchen Erfahrung, wie sie die Dichterin in Worte gefasst hat, in Frage zu stellen. Aber wir haben die Pflicht, ihr eine andere Wahrheit zur Seite zu stellen: eine Wahrheit, die nicht in tausendjährigen Kalendern, sondern im Evangelium zur Sprache kommt“.

Ein anderer großer Prediger, Friedrich-Wilhelm Marquardt, legt den Text am 10.12.1972 aus (abgedruckt in: Marquardt, Lasset uns mit Jesus ziehen, Studium in Israel 2004, 22ff). Nach der Verlesung des Textes greift Marquardt zum Berliner „Tagesspiegel“ und berichtet anhand der Meldungen von Warnungen, etwa aus dem Mund Carl Friedrich von Weizsäckers.Dann fährt er fort: „Energie und Glaube gehören dazu, sich an die Gnadenaussichten dieses Textes und sich nicht ans Gericht zu klammern, dem wir, wie es nun alle Spatzen von den Dächern pfeifen, offenbar entgegengehen“.

In den letzten 50 Jahren sind die Warnungen von denen schon Marquardt gesprochen hat, immer dinglicher geworden. Inzwischen ist eine Situation erreicht, in denen man politisches Kapital daraus schlagen kann, solche Warnungen gegen jede Evidenz zu leugnen. Ich habe mich entschieden – um nicht den Abstumpfungsreflex zu bedienen –, diese Warnungen vor globalen Katastrophen nicht mehr beim Namen zu nennen. Aber auch bei der Ermutigung kann ich den Mund nicht zu voll nehmen. Zu leicht gerät man in die Nähe der Beschwichtigungsrhetorik, die es nicht mehr nur rechts gibt, sondern auch von Seiten der gegenwärtigen Bundesregierung.

Zwei Hinweise: Der Predigtband von Svatopluk Karásek „Verlacht diese Hoffnungslosigkeit“ (Zürich 2007) ist vergriffen. Ich verfüge aber noch über einige Exemplare und kann sie kostenlos zusenden, wenn jemand Interesse hat. Als Predigtlied empfehle ich: „Freunde, dass der Mandelzweig“. Es findet sich z.B. im bayerischen Regionalteil des EG.

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Heinz Janssen
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