Predigt

„Kehren Sie, wenn möglich, um“

Wege und Richtung suchen im Advent

PredigttextLukas 3,1-20 (mit Einführung)
Kirche / Ort:Karlsruhe
Datum:14.12.2025
Kirchenjahr:3. Sonntag im Advent
Autor:Pfarrerin Kira Busch-Wagner

Predigttext: Lukas 3,1-20 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war und Herodes Landesfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus Landesfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis und Lysanias Landesfürst von Abilene, 2 als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste. 3 Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, 4 wie geschrieben steht im Buch der Worte des Propheten Jesaja: »Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben! 5 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden, 6 und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen.« 7 Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Otterngezücht, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8 Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. 9 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 10 Und die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir nun tun? 11 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso. 12 Es kamen aber auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun? 13 Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist! 14 Da fragten ihn auch Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt noch Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold! 15 Als aber das Volk voll Erwartung war und alle dachten in ihren Herzen, ob Johannes vielleicht der Christus wäre, 16 antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber der, der stärker ist als ich; ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 17 In seiner Hand ist die Worfschaufel, und er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen. 18 Und mit vielem andern mehr ermahnte er das Volk und predigte ihm. 19 Herodes aber, der Landesfürst, der von Johannes zurechtgewiesen wurde wegen Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen all des Bösen, das er getan hatte, 20 fügte zu dem allen noch dies hinzu: Er warf Johannes ins Gefängnis.

Einführung zum Predigttext

Vor allem dann, wenn man wählt, den Predigtabschnitt nicht in Versen, sondern im ganzen Zusammenhang zu lesen, birgt schon das Vorlesen große Herausforderung. Es ist gar nicht so einfach. Es muss geübt werden und gelingt nur, wenn man den Text tatsächlich verstanden hat. Etwa die Rede davon, wie die Duodezfürsten – korrekter: drei der Tetrarchen – durch Rom eingesetzt sind: Herodes und Philippus und Lysanias. Dann der Zusammenhang mit der Stelle im Jesajabuch.

In gewisser Weise hat Johannes die alten Prophetenworte spiritualisiert. Sie beziehen sich tatsächlich nicht mehr auf die Wüste. Sie beziehen sich nicht auf die Berge und Täler zwischen dem Exil und der Heimat. Sie beziehen sich auf Berge und Täler zwischen Arm und Reich, zwischen Unrecht und Gerechtigkeit, zwischen Wahrheit und Lüge. Solches Gefälle darf nicht bestehen bleiben.

Die Publikumsbeschimpfung des Johannes irritiert. Doch muss man dahinter nicht vor allem Verzweiflung, Furcht und Zeitnot sehen? Zumal ex eventu, nach der Zerstörung des Tempels, von der Lukas ja weiß. Das hieße, dass Lukas den Johannes ähnlich zeichnet, wie die aus dem Pharisäertum kommenden Rabbinen etwa zeitgleich mit dem Evangelisen sich verhalten und entschieden haben. Die ein Überleben Israels nicht im Krieg sahen, sondern darin, dass Israel sich ans Wort hält, an die Gebote, an eine mündlich weitergegebene Gebotspraxis durch alltägliches Tun. Und so, durch die Feier des Schabbat, durch Kaschruth, die Regeln um das tägliche Brot, im Vertrauen auf Gottes Bund und dementsprechend durch den Vollzug der Beschneidung, Brit Mila, vor allem aber im täglichen Tun, durch Halacha, Israel sich selbst das Überleben ermöglicht.

Auch die Menschen bei Johannes fragen nach einer Halacha, nach einem Weg, danach, was sie denn tun können. Johannes gibt ihnen Antwort. Normalerweise unterscheiden wir zwischen der Bußtaufe des Johannes und der christlichen Taufe heute, einer Taufe hinein in den Leib Christi. Umso mehr, als die gegenwärtige Tauftheologie und Taufpraxis von all den verschiedenen Aspekten der Taufe fast nur noch die Segenszusage anerkennt. Dabei ist schon zu fragen, inwieweit selbst in (der Begrenzung auf) Segen nicht doch der Auftrag, die Berufung schon mit einbezogen ist. Ganz ausdrücklich in Bild und Gestus ist das gefasst bei der Salbung mit Chrisam nach der Taufe, wie in den katholischen Taufen üblich, bei evangelischen aber ja nicht ausgeschlossen. Taufe wird da verbunden mit königlichem Auftrag!

Die jährliche Adventszeit ist in den evangelischen Kirchen in Deutschland verbunden mit „Brot für die Welt“. Die Fürbitten für die Menschen, denen die Sammlung zugute kommen soll, schließen sich nachvollziehbar an die Predigt an.

Am Abend des 14. Dezember beginnt 2025 das Chanukkafest. Auch hier legt sich die Fürbitte für die Feiernden nahe, angesichts des gemeinsamen Anliegens, Licht in die Welt zu tragen.

Lieder

Gottes Sohn ist kommen (EG 5, bes. Str. 2) Wir bitten dich, o heilger Christ (EG 3, Str. 5) Mit Ernst, o Menschenkinder (EG 10)

Zur Liturgie

Im 1700-Jahre-Jubiläumsjahr von Nizäa das Credo noch einmal in der Fassung von Nizäa oder nach EG badische Ausgabe 882 mit der Gemeinde sprechen, eigens mit der Erwähnung der Taufe, verbunden mit Sündenvergebung.

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Heinz Janssen
Heidelberger Predigt-Forum